Beschreibung
Friedrich Lenger demonstriert anhand dreier unterschiedlich ausführlicher Beiträge exemplarisch, auf welchen Feldern die mit diesem Band eröffnete Reihe der Studien zur Geschichte und Theorie des Kapitalismus (GTK) unser Verständnis des Kapitalismus befördern will. Zunächst bietet er einen Forschungsbericht, der vor dem Hintergrund der aktuellen Kapitalismusdiskussion die Hauptlinien der wirtschaftsgeschichtlichen Forschungsentwicklung der letzten Jahre nachzeichnet und insbesondere herausarbeitet, welche neuen Perspektiven sich aus der globalgeschichtlichen Wende ergeben haben und welche Probleme ungelöst geblieben sind. Darauf folgt eine theoriegeschichtliche Arbeit zu Adam Smith, der den Kapitalismusbegriff zwar noch nicht kannte, der aber gleichwohl bis heute ein zentraler Referenzautor der Debatte geblieben ist. Am umfangreichsten fällt schließlich eine aus den Quellen gearbeitete wissenschaftsgeschichtliche Abhandlung zum Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik aus. Edgar Jaffé, Werner Sombart und Max Weber hatten 1903/04, als sie die Herausgeberschaft übernahmen, die Erforschung der Kulturbedeutung des Kapitalismus zur Aufgabe dieser wichtigsten sozialwissenschaftlichen Zeitschrift des ersten Jahrhundertdrittels gemacht, doch gingen die dort erscheinenden Beiträge thematisch weit darüber hinaus, und das nicht erst seit Joseph Schumpeter und dann vor allem Emil Lederer als Herausgeber fungierten.
Autorenportrait
Geboren 1957; Studium der Geschichtswissenschaft, Soziologie, Politischen Wissenschaft und der Kulturanthropologie; 1979 M.A.; 1985 Promotion zum Dr. phil.; 1993 Habilitation; 1995-99 Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen; seit 1999 Professor für Mittlere und Neuere Geschichte (mit besonderer Berücksichtigung des 19. und 20. Jahrhunderts) an der Justus-Liebig-Universität Gießen; Gastprofessuren am St. Antony's College Oxford und an der Georgetown University, Washington, D.C.; 2015 Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.