Beschreibung
Mit der Begrifflichkeit von doxa und doxazein kann der vierte Evangelist so Unterschiedliches bezeichnen wie menschliche Ehre, die göttliche Offenbarungsherrlichkeit des AT und die Passion Jesu. Er beschreibt, wie Jesus auf Erden 'Herrlichkeit' offenbart hat, obwohl er zu dieser Zeit 'noch nicht verherrlicht' war und, wie einige Stellen nahe legen, doxa erst nach seinem Fortgang aus der Welt beim Vater erlangt hat. Solche und weitere Ungereimtheiten semantischer und zeitlich-logischer Art haben etliche Exegeten dazu geführt, dem Johannesevangelium ein einheitliches doxa-Verständnis abzusprechen. Nicole Chibici-Revneanu unternimmt den Versuch, die johanneische Verwendung von doxa und doxazein gerade in ihrer Vieldeutigkeit und Vielschichtigkeit exegetisch zu würdigen und zu erhellen. Vor dem Hintergrund jüdisch-christlicher Begriffsverwendung treten die Charakteristika der johanneischen doxa-Konzeption besonders deutlich hervor: Augenscheinlich bedient sich der Evangelist dieser Terminologie, um verschiedene theologische Horizonte seines Evangeliums zueinander in Beziehung zu setzen und so die als 'Verherrlichung' verstandene Passion Jesu in seinen Gesamtentwurf zu integrieren und zu deuten. Dies geschieht nicht zuletzt in der Absicht, denjenigen, die in Jesu schmachvollem Tod die Unrechtmäßigkeit seines Anspruches besiegelt sehen, entgegenzuhalten, dass sich in der Passion tatsächlich eine Offenbarung Gottes ereignet hat, die Jesus - auch gegenüber seinen Gegnern - bleibend ins Recht gesetzt hat.
Geboren 1975 ; Studium der Theologie in Wien und Leipzig; 2006 Promotion; seit 2004 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neues Testament an der Universität Greifswald.
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