Beschreibung
Caleb Carr ist zurück, mit einem viktorianischen Thriller, der das Fürchten lehrt Eine mysteriöse Nachricht führt Sherlock Holmes und Dr. Watson in ein düsteres Schloss nach Schottland, Ort eines grausamen Doppelmords, der das Land erschüttert. Galt das Verbrechen der Königin? Holmes und Watson ermitteln und sind bald einer unheimlichen Verschwörung auf der Spur. Autorisiert vom Estate von Arthur Conan Doyle, lässt Caleb Carr den berühmtesten Detektiv der Weltliteratur wiederaufleben: Sherlock Holmes. Ein kryptisches Telegramm führt Holmes und Watson in der Baker Street zusammen. Bald ist es entschlüsselt, die Reise geht nach Holyroodhouse, dem schottischen Sitz der Königin. In einem verwaisten Flügel des Schlosses fielen zwei Angestellte einem bestialischen Mord zum Opfer. Die königlichen Berater sind in heller Aufregung, bereits mehrere Anschläge auf die Königin konnten in letzter Minute vereitelt werden. Besteht ein Zusammenhang? Holmes' und Watsons Ermittlungen führen in alle Richtungen, bis sich eine Verbindung mehr und mehr herauskristallisiert: ein weiterer Mord, der in Holyroodhouse in ebendiesem Flügel verübt wurde, allerdings mehr als dreihundert Jahre zuvor. Holmes, der nicht an Übersinnliches glaubt, fühlt sich auf eine harte Probe gestellt.
Leseprobe
I. Ein Schließfach bei der Cox Bank Das Werk, in dem ich die zahlreichen Abenteuer schilderte, die ich an der Seite von Mr Sherlock Holmes erlebte, enthält nur wenige Beispiele für jene Dienste, zu deren Übernahme wir uns als treue Untertanen der Krone verpflichtet fühlten. Ich beziehe mich hier auf jene bedeutsamen Fälle, um deren Lösung wir von verschiedenen Ministerien oder Ämtern gebeten wurden. In Wahrheit steckte jene alles überragende Persönlichkeit dahinter, der ein ganzes Zeitalter seinen Namen verdankt - entweder sie selbst oder ihr Sohn, dem es ebenfalls zu gelingen scheint, seiner Amtszeit den eigenen Namen aufzuprägen. Schlicht ausgedrückt, spreche ich vom Königshaus, und indem ich dies tue, dürfte jedem deutlich werden, warum bestimmte Beweismittel, die ich vor langer Zeit in eine Blechdose legte und einem Schließfach der Cox Bank in Charing Cross anvertraute, wahrscheinlich nie mehr das Licht der Öffentlichkeit erblicken werden. Unter all diesen unerhört wichtigen, streng geheimen Objekten dürften keine derart empfindliche Bereiche berühren wie jene, welche den Fall des italienischen Sekretärs betreffen. Jedes Mal wenn Holmes mich einlud, an der Lösung eines »Problems mit einigen interessanten Verwicklungen« mitzuwirken, konnte man darauf wetten, dass es in letzter Konsequenz um Leben und Tod gehen würde. Manche dieser Untersuchungen hatten Auswirkungen auf die Machtposition der einen oder anderen politischen Partei - mitunter mussten wir sogar alle unsere Kräfte aufbieten, um die Sicherheit und den Fortbestand der Krone zu garantieren. Zu keinem Zeitpunkt aber hing das Ansehen der Monarchie (gar nicht zu reden vom seelischen Gleichgewicht Ihrer Königlichen Hoheit) in so hohem Maße von dem erfolgreichen Ausgang unserer Bemühungen ab wie während dieses Falls. Dies mag anmaßend klingen, aber ich werde es im Laufe meiner Ausführungen erklären und kann nur hoffen, dass meine Darlegung dem geneigten Leser glaubwürdig erscheint. Tatsächlich ist es selbst mir zunächst schwer gefallen, in dieser Geschichte mehr zu sehen als einen Fieberwahn oder eine Serie von Träumen, die sich aus dem Reich des Unbewussten in die Wirklichkeit gestohlen hatten. Sherlock Holmes jedoch konnte fast allen Verwicklungen und Weiterungen des Falls eine rationale Erklärung abringen. Ja, fast allen. Wegen dieser ungelösten Fragen ist der Fall des italienischen Sekretärs für mich auch später eine Quelle wiederkehrender Zweifel gewesen. Ein endgültiges Urteil (wie es üblicherweise bei meiner Arbeit mit Holmes zustande kam) scheint nicht möglich. Diese Zweifel blieben jedoch trotz ihrer Deutlichkeit unausgesprochen. Es gibt eben Bereiche des menschlichen Geistes, die ein Mann nicht einmal seinem engsten Vertrauten offenbaren darf, es sei denn, er geht das Risiko eines unfreiwilligen Aufenthalts in der Anstalt in Bedlam ein. II. Eine seltsame Botschaft und eine noch seltsamere Geschichte Die Krise ereignete sich während einiger ungewöhnlich kühler und wechselhafter Tage im September in jenem Jahr, als der Zustand des Empire wie auch der unserer Königin nur mehr als glänzend beschrieben werden kann. Von Krankheit oder Niedergang konnte keine Rede sein. Und doch waren da, von heute aus betrachtet, erste Anzeichen einer fatalen Entwicklung zu spüren. Könnte es sein, dass die kriminellen Verwicklungen, zu deren Aufklärung wir am Ende dieses Sommers berufen wurden, Vorboten dieses schleichenden Verfalls waren? Und zeugte das ungewöhnliche Interesse, das die Königin dieser Angelegenheit entgegenbrachte, womöglich von einer Ahnung, dass die Ewigkeit immer näher rückte? Wurde sie von einem Bedürfnis angetrieben, herauszufinden, was sie erwarten sollte, wenn sie endlich die schwere Bürde einer langen und größtenteils einsamen Regentschaft abwerfen und ihrem geliebten Gemahl nachfolgen dürfte? Ich kann es weder beurteilen, noch ist es mir möglich, den Zeitpunkt, zu dem sich das Beschriebene zugetragen hat, genauer zu benennen, denn ich