Beschreibung
1871 wurden wir zu einer Nation, zu "Deutschen". Genauso lange wird mit allen Mitteln versucht, dem kulturell so disparaten Staatsvolk ein verbindendes Nationalgefühl einzuimpfen. Die Folgen waren verheerend und sind der Grund, warum so viele auch heute noch von "Leitkultur" und "Heimat" schwärmen. Als an einem trüben Januartag 1871 in Versailles das Deutsche Reich gegründet wird, stellt sich die Frage, was deutsch ist, nicht mehr schwärmerisch offen, sondern als dringliche Herausforderung, Zusammenhalt und eine gemeinsame Identität zu schaffen. Das Land ist groß und multikulturell, es gibt kaum etwas, was sein Volk verbindet. Also braucht es eine Erzählung, eine Sinnstiftung und eine Vision. Ulrike Moser erzählt eindrucksvoll, wie aus Millionen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft eine Nation geformt werden sollte. Von der Rückbesinnung auf eine mythische Vergangenheit, den Entwurf einer verheißungsvollen Zukunft und die Festigung des Selbstbildes durch Abgrenzung. Ein Unterfangen, dessen Folgen uns bis heute beschäftigen, und dieses Buch zu einem wichtigen Beitrag zur deutschen Reichsgründung macht.
Autorenportrait
Ulrike Moser, 1970 geboren, ist Historikerin und lebt in Berlin. Sie war Redakteurin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Zeitung Die Woche. Heute schreibt sie vor allem für Geo Epoche. Zuletzt erschien von ihr Schwindsucht. Eine andere deutsche Gesellschaftsgeschichte.