Beschreibung
Das 12. Jahrhundert gilt gemeinhin als ein Jahrhundert der Paradigmenwechsel: Es soll die Natur, das Individuum, die Liebe und die Fiktionalität entdeckt haben. Zu dieser Zeit setzt die Rezeption der naturphilosophischen aristotelischen Schriften ein, und die volkssprachige weltliche Dichtung etabliert sich im mittelalterlichen Literatursystem. Einer der zahlreichen Kristallisationspunkte für die Umbrüche und Adaptionen zwischen den verschiedenen Wissenstraditionen ist die Frage nach der Seele: nach ihrer Natur, Entstehung und Substanz, ihrem Verhältnis zum sterblichen Körper und zu Gott. Der Band lotet aus, welche gemeinsamen Grundlagen in der mittelalterlichen Auseinandersetzung mit der Seele erkennbar sind. Es wird danach gefragt, worin die jeweiligen fachspezifischen Differenzen in der Konzeption dessen bestehen, was in der Theologie, der Philosophie oder der Dichtung als Seele aufgefasst und diskutiert wird. Die interdisziplinär ausgerichteten Beiträge widmen sich u.a. Themen wie der Seele im Paradigma von Affekt und Emotion, Mikrokosmos-Makrokosmos: Die Seele im Kontext der Schöpfung oder den Architekturen von Innen und Außen.