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Der Schlaf des Analytikers

Die Müdigkeitsreaktion in der Gegenübertragung

Erschienen am 14.09.2010, 3. Auflage 2010
30,00 €
(inkl. MwSt.)

Nicht lieferbar

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608945416
Sprache: Deutsch
Umfang: 202 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 22 x 14 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

In der Arbeit mit den Patienten ist die Müdigkeitsreaktion von Analytikern nicht selten, wenn auch in der Regel unerwünscht. Gleichzeitig ist sie ein zentraler Indikator für die Qualität der analytisch-therapeutischen Beziehung. Der Autor macht Vorschläge, wie sie bearbeitet und bewältigt werden kann. Die Müdigkeit des Analytikers ist eine unvermeidliche, wenn auch in der Regel unerwünschte Reaktion in der analytischen Situation. Richtig verstanden kann ihm dieses Phänomen wertvolle diagnostische und behandlungstechnische Hinweise liefern. Ausgehend von der inneren Arbeitsweise des Analytikers fasst Zwiebel die Müdigkeit als symptomatische Reaktion im Sinne einer 'Störung' des abwartenden Zuhörens auf: Patient, Analytiker und die besondere Struktur der analytisch-therapeutischen Situation tragen zur Entwicklung dieses Phänomens bei. Er diskutiert die 'Dynamik von Anwesenheit und Abwesenheit' und zeigt, wie der Analytiker Müdigkeit durcharbeiten und bewältigen kann. Zielgruppe: PsychoanalytikerInnen Therapeuten aller Richtungen, denen das Phänomen Müdigkeit nicht unbekannt ist 'Ein sehr reiches, zeitloses Buch - sehr emofehlenswert!' Dunja Voos, Medizin im Test, 28.04.2019

Autorenportrait

Ralf Zwiebel, Prof. Dr. med., ist Lehranalytiker am Alexander- Mitscherlich-Institut Kassel (DPV, IPV), war Professor für Psychoanalytische Psychologie an der Universität Kassel. Er ist heute in eigener psychoanalytischer Praxis tätig.

Leseprobe

Vorwort Die beiden ersten Auflagen des Buches 'Der Schlaf des Analytikers' sind seit Jahren vergriffen. Aufgrund vielfacher Nachfragen haben sich Verlag und Autor daher entschlossen, den bisherigen Text überarbeitet neu herauszugeben. In einigen wesentlichen Punkten ist dieser daher vom Autor ergänzt und erweitert worden. Dabei wurde der ursprüngliche Text in seinem Grundaufbau übernommen, zumal die darin postulierten Thesen auch heute noch weitgehend zutreffend erscheinen. In einem ergänzenden Kapitel werden manche Aussagen aus heutiger Sicht kommentiert und erweitert, so dass einige der Weiterentwicklungen in den letzten 15 Jahren deutlich werden. Dem Leser, der die vorliegende Arbeit als Ganzes lesen will, wird empfohlen, nach jedem Kapitel die entsprechenden Kommentare in Kapitel 8 zu lesen. 1. Einleitung Wie mit einem Thema beginnen, das so komplex, mehrdeutig, schillernd und letztlich so persönlich ist? Da der Titel der folgenden Arbeit auch 'Das Verschwinden des Analytikers' lauten könnte, ist es meiner Ansicht nach von besonderer Wichtigkeit, dass dieses 'Verschwinden' nicht in dem vorliegenden Text geschieht. Das scheint aber gleichzeitig die besondere Schwierigkeit dieser Arbeit zu sein: Nur wenn die Person des Autors 'anwesend' bleibt, wird der doch recht umfangreiche Text zu rechtfertigen und werden die zentralen Thesen der Arbeit überzeugend darstellbar sein. Immerhin gibt es bereits einige, wenn auch überwiegend englischsprachige, Untersuchungen über die Müdigkeitsreaktion des Analytikers, in denen einige der wesentlichen Aspekte dieses Phänomens sehr klar beschrieben werden (Dean 1957, McLaughlin 1975, Brown 1977, Alexander 1981) 1. Bereits in der Arbeit von Dean, der sich in wünschenswerter Kürze von eineinhalb Seiten zu dem Problem äußert, werden manche der zentralen Aspekte in der Zusammenfassung formuliert: 'Es werden einige Beobachtungen berichtet, in denen Müdigkeit als Symptom der Gegenübertragung im Analytiker auftrat. Dies erwies sich als ein Versagen, die zähen Widerstände in der Übertragung von zwei zwanghaften Patienten aktiv zu analysieren. Seine passive analytische Haltung verhinderte die Berücksichtigung der Notwendigkeit, die negative Übertragungshaltung dem Patienten zu deuten. Diese Auslassung induzierte im Analytiker Gefühle der Machtlosigkeit und Entmutigung, die seine Müdigkeit verursachten. Indem eine stillschweigende Haltung des Patienten in eine explizite Aussage übersetzt wurde, wurde der Anreiz geschaffen, die negativen Aspekte der Übertragung und Gegenübertragung aufzulösen und eine günstige Bewegung in Richtung Behandlung zu vermitteln.' (Dean, 1957) Das, was hier zwischen den Zeilen steht, soll im Wesentlichen der Inhalt der folgenden Arbeit sein: also beispielsweise das 'Versagen' des Analytikers, die Gefühle von Machtlosigkeit und Entmutigung und die Angst, sich wirklich schonungslos mit dem Patienten auseinanderzusetzen. Dabei mag in der Folge der Eindruck entstehen, als würde der persönliche Anteil des Analytikers an der Müdigkeitsreaktion überschätzt werden. Die Intention der Arbeit ist allerdings der Versuch, die Müdigkeitsreaktion des Analytikers als ein Beziehungsphänomen in den verschiedenen subtilen Interaktionen zwischen Patient und Analytiker zu beschreiben. Wenn ich in der Müdigkeitsreaktion auch ein 'Versagen' in den Funktionen der Selbstanalyse des Analytikers entdecke, so sollte eine Arbeit über dieses Thema in jedem Fall diese selbstanalytischen Elemente enthalten, auch wenn es sich immer nur um einen Versuch handeln kann und auch die Gefahr beinhaltet, für diese Offenheit kritisiert oder gar diffamiert zu werden. Aber das Schreiben darf eben nicht zu sehr nach dem potentiellen Leser schielen, sonst führt es nämlich gerade wieder zur Selbstverhüllung und Selbstverleugnung. Der selbstanalytische Aspekt ist damit ein zentrales Ziel dieser Arbeit, auch wenn gleichzeitig die Grenzen dieses Bemühens anzuerkennen sind: es kann nur darum gehen, trotz dieser Begrenztheit unermüdlich diesen Weg zu gehen. Wenn ich meine bisherige analytische Tätigkeit betrachte, so entdecke ich neben vielen interessanten, bewegenden und befriedigenden Momenten auch viele Situationen, die schwierig, enttäuschend, belastend, verwirrend und rätselhaft waren oder auch geblieben sind. Um es noch dramatischer zu sagen: Ich erlebe in mir eine Ambivalenz, ja manchmal eine innere Zerrissenheit gegenüber der psychoanalytischen Arbeit mit meinen Patienten, eine Zerrissenheit, in der Faszination, Befriedigung und Überzeugung auf der einen Seite und Zweifel, Entmutigungen und manchmal sogar Verzweiflung auf der anderen sich die Waage halten. In klinischen Diskussionen und in der Literatur meine ich eine Tendenz zu spüren, die diese schwierigen und widersprüchlichen Seiten der analytischen Tätigkeit eher verkleinert oder gar verleugnet, verbunden mit einem manchmal rigoros-moralischen oder aber auch allmächtig klingenden Unterton, der eine gewisse Entmutigung, sich diesen Schwierigkeiten der analytischen Arbeit wirklich zu stellen, zur Folge hat. Als eine der Konsequenzen daraus sehe ich eine nicht unbeträchtliche Doppelbödigkeit, die sich bis zur Unaufrichtigkeit steigern kann, mit erheblichen Auswirkungen auf die Ausbildung zukünftiger Analytiker und auf die wissenschaftliche Forschung und ihre Ergebnisse. Aus diesem Grund möchte ich mich in der folgenden Arbeit mit einem Phänomen beschäftigen, das ich selbst als eine solche Schwierigkeit betrachte und das mich schon seit dem Beginn meiner analytischen Tätigkeit immer wieder bewegt hat: das der Müdigkeit und Schläfrigkeit, in besonderen Situationen sogar das Einschlafen des Analytikers in der analytischen Sitzung. Dass die Literatur zu diesem Thema so spärlich ist, empfinde ich als ebenso erstaunlich wie die in kollegialen Diskussionen zu hörenden Auffassungen, in denen eher undifferenziert eine spezifische Problematik des Patienten (meist die unterdrückte Aggressivität) oder des Analytikers (seine oder ihre unaufgelöste Neurose) geäußert wird. Demgegenüber bin ich selbst der Meinung, dass die Analyse der Müdigkeitsreaktion tiefe Einblicke in die Natur der analytischen Situation und der analytischen Beziehung gestattet und dass ein umfassenderes Verständnis dieser komplexen kognitiv-emotionalen Reaktion (im Sinne der Veränderung der Bewusstheit) von großem Wert für Analysand und Analytiker werden kann. Bevor ich in dieser Einleitung in knapper Form meine Hauptthesen formulieren werde, möchte ich noch auf eine weitere Schwierigkeit aufmerksam machen: Vor allem wird in dieser Arbeit von meiner Müdigkeit die Rede sein. Die mir vorliegende Literatur gestattet zwar die Vermutung, dass bei anderen Analytikern ähnliche Phänomene und Prozesse vorkommen. Dennoch sind weitgehende Schlussfolgerungen und Generalisierungen mit Vorsicht zu betrachten. Dies beginnt schon mit der Frage der Bewertung dieses Phänomens: Sollte man es vorwiegend als ein negatives, störendes Element oder als einen unverzichtbaren Bestandteil der analytischen Beziehung betrachten? Ich persönlich empfinde zwar nach wie vor manche Formen von Müdigkeit als ziemlich unangenehm und unerwünscht und gehe auch in der Regel davon aus, dass diese Reaktion als eine Störung der analytischen Beziehung anzusehen ist; ich halte es aber für durchaus denkbar, dass andere Analytiker andere Erfahrungen damit haben. So ist meine bisherige Einschätzung vor einiger Zeit durch die Erfahrung mit Frau A., über die ich später genauer berichten werde, ins Wanken geraten. Die analytische Arbeit mit dieser Patientin war immer wieder geprägt von relativ starken Müdigkeitsreaktionen auf meiner Seite, und ich hatte oft das Gefühl, dass die analytische Arbeit keinen Millimeter voranschreitet. Das z.T. aus äußeren Gründen notwendige Ende der Behandlung enthüllte jedoch zu meiner großen Überraschung einige erstaunliche Veränderungen, die die Patientin lange Zeit vor mir verborgen hatte. Das in dem Abschlußgespräch erarbeitet... Leseprobe

Inhalt

Vorwort 7 1. Einleitung 8 2. Das Phänomen 18 3. Die analytisch-therapeutische Position 28 4. Der Beitrag des Patienten 50 5. Der Beitrag des Analytikers 90 6. Der Beitrag der analytischen Situation 119 7. Die »Behandlung« des Phänomens 139 8. Zur Dynamik von Abwesenheit und Anwesenheit 159 9. Schlussbetrachtung oder: Wie man Analytiker bleibt 193 Bibliographie 198 Über den Autor 203 Forbildungsveranstaltungen 204

Schlagzeile

Die Müdigkeitsreaktion in der Gegenübertragung

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