Beschreibung
Achtung Suchtgefahr! Der neue Fantasyschmöker von Bestsellerautorin Lynn Raven.
Mit einem Trick bringt Mordan, der erste Heerführer der kriegerischen Kjer, die junge Heilerin Lijanas vom Volk der Nivard in seine Gewalt. Im Auftrag seines Königs Haffren will er die Heilerin und ein zauberkräftiges Elixier, die »Tränen der weißen Schlange«, an den Hof bringen.
Lijanas aber hat nur einen Gedanken: Flucht! Doch je näher sie den als »Blutwolf« verschrienen Mordan kennenlernt, desto stärker fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Und er sich ebenso zu ihr. Er setzt alles dran, sie sicher an den Hof seines Königs zu bringen. Dort erwartet sie jedoch eine tödliche Überraschung
Autorenportrait
Lynn Raven lebte in Neuengland, USA, ehe es sie trotz ihrer Liebe zur wildromantischen Felsenküste Maines nach Deutschland verschlug. Nachdem sie zwischenzeitlich in die USA zurückgekehrt war, springt sie derzeit nicht nur zwischen der High- und der Dark-Fantasy hin und her, sondern auch zwischen den Kontinenten.
Leseprobe
Der Sturm riss heulend an ihrem blutbesudelten Gewand und peitschte ihr Schnee und Hagel entgegen. Im Licht der drei Monde glitzerte Eis auf den Mauern. Sie grub die Finger in die Kälte, zog sich mühsam weiter an den Steinen entlang. Doch schon nach wenigen Schritten brach sie in die Knie - und kroch mit letzter Kraft zu den Zinnen. Ihr Schrei gellte von den hohen Mauern wider: »Gib mir mein Kind zurück!«
Der Diener verneigte sich tief, als er den Helm mit dem mächtigen Rosshaarschweif entgegennahm, während zwei andere die Türen zur Halle des Herrschers öffneten. Ohne die Männer weiter zu beachten, trat König Haffrens erster Heerführer zwischen ihnen hindurch. Das Leder von Hose und Stiefeln war mit Straßenschlamm bespritzt, der lange, um die Schultern mit Nachtfeh verbrämte Mantel im Saum eingerissen und beschmutzt. Vom Kriegslager an der südlichen Grenze umgehend vor den König befohlen, hatte er weder sich noch seine Begleiter auf dem Ritt geschont. Fünf Tage und Nächte hatten sie im Sattel verbracht, wobei sie ihren mächtigen Kriegsrössern nur gerade so viel Ruhe gegönnt hatten wie unbedingt nötig. Und obwohl er in diesen Tagen nicht geschlafen hatte, schritt er, ohne auch nur die Spur von Müdigkeit zu zeigen, an den Feuergruben entlang, die in den Boden der Halle eingelassen waren. Er war sich der Krieger bewusst, die an den Wänden postiert waren, in den flackernden Schatten halb verborgen. Sie verfolgten jede seiner Bewegungen, tödliche Hellebarden mit armlangen Klingen an den Enden neben sich. Es war sein Privileg als erster Heerführer, das Schwert auch in Gegenwart des Königs zu tragen, doch sollte er versuchen, es gegen den König zu führen, würden diese Männer keine Gnade kennen.
Als er die wenigen Stufen am Ende der Halle hinaufstieg, schlug er den schwarzen Mantel zurück. Ein leises Klirren verriet das Kettenhemd, das er unter dem dunklen Lederwams trug. Vor dem Thron sank er auf ein Knie und wartete, dass König Haffren zuerst das Wort an ihn richtete. Doch der Herr der Kjer, der seit jener Nacht vor dreiundzwanzig Wintern, als Herrscherin Naisee dem Wahnsinn verfallen war, an ihrer Stelle Telmahr regierte, schwieg. Mit rotunterlaufenen Augen musterte er den Mann, den viele nur >Blutwolf< nannten - und seit zwei Wintern hinter vorgehaltener Hand auch die >Bestie von Sajidarrah<. Seit dieser Krieger einer seiner Heerführer war, hatte er jeden seiner Befehle unbarmherzig bis zur allerletzten Konsequenz ausgeführt und noch nie versagt.
»Du hast mich warten lassen, Heerführer.« Anstatt dem Mann zu gestatten, sich von den Knien zu erheben, wie er es bei jedem anderen getan hätte, zog Haffren seinen pelzgefütterten Mantel enger um sich. Wie stets in den letzten Wochen fror er trotz der brennenden Feuerbecken. Schon seit mehr als zwanzig Wintern wühlte die Krankheit in seinem Körper, doch inzwischen brachten auch Mohn und Wein nur noch wenig Linderung.
»Vergebt mir, mein Gebieter, ich kam, so schnell ich konnte.«
Unwillig runzelte der König die Stirn. Hatte er da eben Aufsässigkeit im Ton des Kriegers gehört? Er beschloss, es für den Augenblick auf sich beruhen zu lassen, und hob in einer nachlässigen Bewegung die Hand. Von einem mit Fellen reich belegten Stuhl nahe der Wand stemmte sich ein schlanker, dunkelhaariger Mann in die Höhe und kam langsam herüber, die Hände in den weiten Ärmeln seiner kostbaren Robe verborgen. Blauviolette Augen glitzerten unter dünnen Brauen in einem seltsam alterslosen Gesicht, in dem Lippen und Nase beinah ein wenig zu schmal wirkten.
»Dein Herr hat eine Aufgabe für dich, Heerführer.«
Abrupt sah der auf. Seine Haltung drückte plötzlich Widerwillen aus. Trotzdem schwieg er.
Ladakh, Astrologicus und Heiler des Königs, lächelte. Er konnte den Zorn des Kriegers geradezu körperlich spüren. Zorn darüber, dass er noch immer auf den Knien liegen musste wie ein Unfreier und dass er, Ladakh, auf diese herablassende Weise mit ihm sprach.
»Du wirst nach Anschara gehen. KetzerGöttin der Nivard. Bis sie sich selbst einen Gatten erwählen, bleiben diese Frauen unberührt. Damit sollten deine Bedenken ausgeräumt sein, Heerführer. Doch weiter: Hast du die Frau, wirst du mit ihr in den Nordwesten gehen. In dem Felsmassiv jenseits von Kassens Klamm entspringt hoch oben in den Bergen in einem Rund aus Felsen eine Quelle. Das Wasser, das sie hervorbringt, ist ein Elixier, das man Die Tränen der weißen Schlange nennt.« Er nahm ein geschnitztes Holzkästchen von einem Tischchen, öffnete es und zeigte dem Mann seinen Inhalt. Auf tiefblauem Stoff glitzerten die Facetten geschliffenen Glases im Feuerschein. »Du wirst das Elixier in dieser Phiole hierher zurückbringen, zusammen mit der Frau!« Ladakh schloss das Kästchen mit einem deutlichen Schnappen, trat dicht vor den Krieger und beugte sich zu ihm hinunter. »Und nun hör genau zu, Heerführer: Niemand außer dir und der Frau soll den Brückenbogen überqueren, der sich über Kassens Klamm spannt! Und nur die Heilerin darf die Phiole mit dem Elixier berühren! Nur sie! Ansonsten verliert es seine Kräfte und ist nutzlos. Hast du das verstanden?«
»Ja, Herr!« Die Antwort kam durch zusammengebissene Zähne. Der Heerführer verneigte sich steif, als er das Kästchen entgegennahm.
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