Beschreibung
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,3, Justus-Liebig-Universität Gießen (Institut für Angewandte Theaterwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Theaterraum ist per se ein vielgestaltiger. Das zeigt sich an der Vielzahl möglicher Spielorte genauso wie in der einzelnen Aufführungssituation, wo sich der Ort, den wir als Zuschauer im Blick haben, an einem Abend mehrfach verwandeln kann. Es zeigt sich umgekehrt aber auch, indem wir uns gewahr werden, dass sich unser Ort - jener der Zuschauenden also - gewandelt hat: Sei es, weil wir, der Aufführung folgend, entweder den Platz gewechselt haben, oder aber vorübergehend selber zu einem andern geworden sind1. Manchmal bewegt man sich im Geiste irgendwohin. Manchmal wissen gar nicht alle Beteiligten, dass sie gerade ein Stück aufführen. Und manchmal ist es ziemlich schwierig zu entscheiden, ob das Wahrgenommene als Teil der Aufführung gedacht ist, oder ob es sich durch die eigene Vorstellung in die Aufführung hereingeschlichen hat. Der Ort für das Theater kann ein monumentales Gebäude sein, über dessen Eingang ein eingemeißelter Vers von küssenden Musen berichtet2 und ist gleichzeitig so flüchtig, dass er mit dem Ende der Aufführung bereits wieder verschwunden ist. Über ein Vorhandenes zu schreiben, das doch permanent entwischt, ist nicht einfach. Ich habe oben versucht, das Haptische und das Flüchtige, zwei wesentliche Aspekte des Theatralen, einander gegenüberzustellen: Das Theater als Begriff hat eine materielle und eine ideelle Seite: Wir verstehen unter Theater den Bau, den Spielort, aber auch einen theatralen Vorgang, eine Aufführung. Die vorliegende Arbeit fragt nach Bedingungen der Möglichkeit theatraler Raumkonstitution. Es ist dabei von zentralem Interesse, zu untersuchen, ob und wie ein wirklicher Ort3 (um mit Foucault zu sprechen) und der Möglichkeitsraum4 (um Winnicott dazuzunehmen) im Zusammenspiel diesen Raum konstituieren. Das Theater vereint in sich, oder besser: verhandelt konstant die vielfältigsten raumzeitlichen Grenzziehungsvorgänge und Rahmensetzungen: Zum einen muss Theater, um wahrgenommen werden zu können, sich in irgendeiner Weise vom Umraum abheben. Zum anderen gibt es mehr oder weniger stabile Grenzen zwischen dem Raum für die Zuschauer und jenem für die Akteure. Es gibt individuelle Liminalitätserfahrungen5 und kollektive Transformationsvorgänge, die ebenso mit Grenzen bzw. deren Überschreitung zu tun haben wie der Schritt in den abgedunkelten