Beschreibung
Alles an diesem Tier scheint ein Statement zu sein: Es verbringt die meiste Zeit seines Lebens hängend in Bäumen, ist mit seinem von grünlichen Algen bewohnten Fell im Blätterwald kaum auszumachen und führt alles Lebensnotwendige so langsam aus, dass es im Menschen immer wieder krasse Ablehnung provoziert hat. Faul sei es, behauptet sein Name in etlichen europäischen Sprachen, 'hässlich', urteilt Hegel, 'mangelhaft' Buffon. Wie kaum ein anderes Tier der sogenannten Neuen Welt bringt es Kategorien durcheinander und scheint darüber - mit durchaus menschenähnlichem Antlitz - fortwährend zu lächeln. Erst die Gegenwart findet im Faultier das Sinnbild für ein entschleunigtes Leben und für Kapitalismuskritik. Tobias Keiling und Heidi Lucja Liedke folgen dem furiosen Einfluss des trägen Tiers auf die europäische Moralphilosophie, Natur- und Kulturgeschichte - von der Zeit der ersten Erwähnungen im 16. Jahrhundert über die Megatherium-Mode des 19. Jahrhunderts bis hin zu weit in die Gegenwart reichenden Verästelungen, aus denen uns das Faultier vermeintlich verschlafen anblickt: Es ist an uns, genau hinzuschauen.
Autorenportrait
Tobias Keiling, 1983 in Düsseldorf geboren, studierte Philosophie, Soziologie und Rechtswissenschaften in Freiburg, Basel und Paris. Promotion in Philosophie, Forschungsaufenthalte in Boston und Oxford. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Bonn. Forschungsschwerpunkte Phänomenologie und Philosophische Hermeneutik, Geschichte der Philosophie im 20. Jahrhundert.
Schlagzeile
Eine verblüffende Kulturgeschichte des Tieres, das unserer Gesellschaft den Spiegel vorhält