Beschreibung
Der dritte Band der Briefe von Hanns Eisler deckt eine Zeitspanne von fünf Jahren seiner späten Schaffensphase ab. Es war eine politisch sehr unruhige Zeit, die ihre Spuren auch im privaten Leben des Komponisten hinterließ: Eingerahmt von Schlüsseldaten des Kalten Krieges (13. Juni 1953 in der DDR, Volksaufstand in Ungarn 1956) erlebte Eisler eine DDR-Realität, der er immer wieder durch Auslandsaufenthalte, etwa in Wien und Paris, auszuweichen suchte. Politische Gängelungen, wie sie sich in der Faustus-Debatte niederschlugen, und der beständige Kampf des Komponisten gegen Borniertheit und Provinzialität im gesellschaftlichen Alltag standen dabei durchaus im Widerspruch zu Eislers Loyalität gegenüber kulturpolitischen Entscheidungen und seinem privilegierten Status als Künstler, den er bedenkenlos zu nutzen wusste. Den wohl schwersten persönlichen Verlust brachte 1956 der Tod Bertolt Brechts. In Eislers künstlerischer Arbeit dieser Jahre ist neben dem Text zu Johann Faustus vor allem seine Filmmusik Nuit et brouillard bedeutsam, nachhaltige Wirkung hatten auch sein Akademie-Vortrag zum 80. Geburtstag von Arnold Schönberg und die gemeinsame Arbeit mit Walter Felsenstein an dessen Fidelio-Verfilmung. Die detailliert kommentierten Briefe des vorliegenden Bandes sind bis auf wenige Ausnahmen hier erstmals veröffentlicht und erlauben eine deutlich differenziertere und objektivere Deutung von Eislers Schaffen, als dies bisher (nicht selten unter ideologischen Vorzeichen verschiedener Art) möglich war. Der Kreis der Briefadressaten reicht von Walter Ulbricht bis Thomas Mann, einen großen Teil nimmt zudem die Korrespondenz mit Eislers Frau Louise ein, mit der auch nach der Scheidung 1955 ein ungebrochen freundschaftliches Verhältnis bestand.