Beschreibung
Joachim von Fiore reagiert im 12. Jh. auf die Parusieverzögerung, indem er einen dritten Status diesseitigen Heils als Interim einführt, und schafft damit zugleich die Grundlage für säkularisierte Heilsentwürfe, die in der Moderne besondere Relevanz erlangen. Der joachimitische Chiliasmus erscheint nunmehr als Möglichkeit, die geschichtsphilosophische und herrschaftslegitimatorische Krise zu überwinden. Auch die Literatur legt davon Zeugnis ab. Im Rekurs auf die vormoderne Geschichtstheologie entwirft sie eine ästhetische Inszenierung von Geschichte, die nicht nur bei einer bloßen Kritik des Chiliasmus stehen bleibt, sondern Heil und Identität jenseits von Transzendenz und Teleologie neu denkt.
Autorenportrait
Jasmin Marjam Rezai-Dubiel studierte Komparatistik und spanische sowie französische Philologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Universitat de Barcelona. Sie war Lehrbeauftragte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Promotionsstipendiatin der Sibylle Kalkhof-Rose-Stiftung und Mitglied der Gutenberg-Akademie. Diverse Veröffentlichungen und Vorträge im In- und Ausland zeichnen sie aus.