Beschreibung
Der preisgekrönte Jugendbuchautor Jan de Leeuw zeichnet in Babel die Zerrissenheit und Vielstimmigkeit unserer modernen Welt nach - ein atemberaubender, symbolisch aufgeladener Roman von Macht und Hybris, Unterdrückung und Verrat und der zarten Suche nach Freundschaft.
Autorenportrait
Jan de Leeuw, geboren 1968, arbeitet als Psychologe und freier Schriftsteller in Gent. Seine Jugendbücher wurden mehrfach ausgezeichnet. Für seinen Jugendroman Schrödinger, Dr. Linda und eine Leiche im Kühlhaus sowie für Eisvogelsommer wurde er 2011 bzw. 2017 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
Leseprobe
Wie ein schwarzes Messer glitt die Limousine durch den Verkehr. Die Insassen, geborgen in ihrer vollklimatisierten Welt, achteten kaum auf das Leben, das sich schwitzend durch die Straßen schob. Sie hatten andere Dinge im Kopf. Heute war ein freudiger Tag. Abraham Babel, der Patriarch, war gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Er musste es ruhig angehen lassen, hatte die Herzattacke aber insgesamt gut überstanden. Seine Frau war stumm vor Glück Eine Frau in einem Regenmantel und mit einem Kind auf dem Arm - eine der vielen hundert Bettelnden, die die Stadt zählte - kam auf sie zu. Breit lächelnd blieb sie neben dem Wagen stehen. Joseph öffnete das Seitenfenster. Sein Vater protestierte, doch es war schon zu spät. Die Frau, noch immer mit ihrem Lächeln auf den Lippen, warf das Kind durchs Fenster zu ihnen herein. Ihr Mantel öffnete sich.