Beschreibung
Rolf Wiggershaus betrachtet es als Glücksfall, dass zwei der originellsten und unkonventionellsten Philosophen des 20. Jahrhunderts - Wittgenstein und Adorno - sowohl die Spannweite wie entscheidende Wesensmerkmale modernen Philosophierens deutlich machen. Ungewöhnlich - gemessen an der Normalität akademischer Philosophie - sind sowohl die Biographien und Karrieren wie die Interessenvielfalt und das Werk der beiden. Soweit man von einer Entwicklung der neueren Philosophie sprechen kann, besteht sie in der wachsenden Einsicht in die geschichtliche und gesellschaftliche, biologische und sprachliche Situiertheit der Vernunft. Die «gebrochenen» Karrieren Wittgensteins und Adornos - zweier Juden aus wohlhabenden und bildungsorientierten Familien in der Ära der beiden Weltkriege und totalitärer Systeme - wirken fast wie ein Pendant zur Herausbildung einer Auffassung von Philosophie, die sich als reflektierende und verstrickte Teilnehmerin der Lebenswelt versteht - und nicht als außenstehende Beobachterin. Als das Moderne der beiden Spielarten des Philosophierens ergibt sich: Es wird keine höhere Einsicht beansprucht, sondern ein Verhalten modellhaft vorgeführt, bei dem nichts Selbstverständliches davor sicher ist, mit Verwunderung betrachtet zu werden, und nichts Verwunderliches davon ausgeschlossen ist, als etwas Selbstverständliches betrachtet zu werden.
Autorenportrait
Der Autor: Rolf Wiggershaus studierte Philosophie, Soziologie und Germanistik in Tübingen und Frankfurt am Main. Er promovierte mit einer Arbeit über Wittgenstein, Austin und Searle. Er ist freier Schriftsteller und unterrichtet an der Universität Frankfurt a.M. Sein 1986 erschienenes Buch Die Frankfurter Schule. Geschichte, theoretische Entwicklung, politische Bedeutung wurde in viele Sprachen übersetzt.