Beschreibung
Therapeutik und Lebenskunst sind in vielfältiger Weise miteinander verknüpft. Lebenskunst ist in existenziellen Problemlagen auf therapeutische Erfahrungen und Praktiken angewiesen; umgekehrt sollte Psychotherapie das Deutungs-, Orientierungs- und Reflexionswissen der Lebenskunst heranziehen. Lebenskunst ohne Psychotherapie stellt eine praktische und Psychotherapie ohne Lebenskunst eine theoretische Verkürzung dar.Gödde und Zirfas beleuchten das Beziehungsgeflecht von Therapeutik und Lebenskunst aus geschichtlicher, philosophischer und aktueller Perspektive: Sie rekonstruieren ihre strukturelle Wechselwirkung, untersuchen implizite Konzepte der Lebenskunst in der Geschichte der psychischen Heilkunst und stellen anhand der Therapierichtungen von Freud, Ferenczi, Reik, Mentzos und Yalom einen Zusammenhang zwischen den psychodynamischen Psychotherapien und der philosophischen Lebenskunst her. Die Autoren zeigen die zentralen Dimensionen der philosophischen und therapeutischen Lebenskunst sowie den Stellenwert von Lebenskunstkonzepten im Rahmen der psychotherapeutischen Praxis auf.
Inhalt
Eine Eröffnung (Michael B. Buchholz)Lebenskunst philosophische Erörterung justiert therapeutische Basiskonzepte neuEmpathie, Sorge und SelbstfürsorgeLebenskunstlehre in der TherapeutikVorwort1 Die Wechselbeziehung zwischen Therapeutik und LebenskunstDer aktuelle Diskurs uber LebenskunstDie Relevanz des Lebenskunstdiskurses fur die TherapeutikFragen der heutigen Therapeutik an die LebenskunstEinschätzung der »Lebenskunst« des PatientenBehandlungsperspektiven und -zieleBehandlungsmethode und -kunstImplizite Lebenskunstkonzepte des TherapeutenPolaritäten und WidersprucheSelbstsorge des TherapeutenFragen der Lebenskunst an die TherapeutikSchönheitGluckKunstOptionen und KontingenzenPhantasie und KreativitätZeitlichkeit und EndlichkeitAusgewählte Literatur2 Philosophien der LebenskunstAntikeSokrates und Platon: Wahrheitssuche und ErinnerungsarbeitDie Stoa: Beherrschung der AffekteDie Epikureer: Die Orientierung an der Lebenslust als Vermeidung von UnlustZusammenfassung der antiken PositionenAusgewählte LiteraturRenaissance, Aufklärung und RomantikMichel de Montaigne: Die Essayistik des SelbstImmanuel Kant: Das Programm einer vernunftigen LebensfuhrungZur Dialektik von Aufklärung und RomantikAusgewählte LiteraturWegbereiter der Lebensphilosophie im 19. JahrhundertArthur Schopenhauer: Erlösung von der TriebhaftigkeitFriedrich Nietzsche: Die große LoslösungSchopenhauers und Nietzsches Lebenskunstkonzepte im VergleichAusgewählte LiteraturWiederaufleben der Lebenskunstphilosophie im 20. JahrhundertMichel Foucault: Selbstsorge und Ästhetik der ExistenzWilhelm Schmid: Nutzen und Nachteil der WahlAusgewählte LiteraturZusammenfassung der Positionen von der Renaissance bis zur PostmoderneDie therapeutischen Einsichten der Lebenskunstphilosophen3 Von der antiken Heilkunst zur modernen PsychotherapieMedizinische Heilkunst und philosophische Lebenskunst in der AntikeMedizin und LebenskunstDie medizinisch-seelische Sorge um sichAsketische versus ekstatische Konzepte der therapeutischen LebenskunstDie lebenskunstphilosophische Relevanz der TraumdeutungDer Umgang mit der SexualitätKörper und SeeleAusgewählte LiteraturHistorische Stationen des Lebenskunstmodells im Blick auf und im Umgang mit SexualitätDer Diskurs uber den maßvollen Umgang mit der SexualitätDie Moralisierung des Geschlechtsaktes und die Ächtung der Lust (Augustinus)Zivilisierung und Selbstbeobachtung (Erasmus von Rotterdam)Der Kampf gegen die Onanie in der AufklärungRuckblick: Scientia Sexualis oder Ars Erotica (Thomas Hobbes und Michel Foucault)Ausgewählte LiteraturVon geistlichen uber philosophische zu psychologischen Seelenkuren»Geistliche« Seelenkuren als Reaktion auf die Frömmigkeitskrise im 17. JahrhundertEntwurf einer »philosophischen« Seelenkur in der FruhaufklärungEtablierung der Psychologie und Ästhetik als Teildisziplinen der PhilosophieÜbergang zum Projekt »psychologischer« SeelenkurenAnwendung der psychischen Kur auf die GeisteskrankenZur psychischen Kur in den Anfängen der PsychiatrieTherapeutische Grenzen der SeelenkurenAusgewählte LiteraturZwischenstufen auf dem Weg zu einer psychodynamischen TherapeutikMesmers Konzeption des HeilmagnetismusEntdeckung des SomnambulismusDer Magnetiseur als neuer Typus des HeilersÜbergänge zum Hypnotismus und zur SuggestionstherapieErfahrungen mit dem »Rapport«Das Aufdecken krankmachender GeheimnisseDie Bedeutung der Magnetiseure und Hypnotiseure fur diemoderne PsychotherapieAusgewählte LiteraturZusammenfassung: Lebenskunstkonzepte und therapeutische Strategien4 Freuds Therapeutik ein Bruckenschlag zur philosophischen LebenskunstZur unmittelbaren Vorgeschichte der psychoanalytischen BehandlungskonzeptionDrei Hauptströmungen in den Anfängen der modernen PsychotherapieIm Banne des Hypnotismus Charcots neurologisches Paradigma der HysteriePierre Janets Prioritätsanspruch hinsichtlich der Erkenntnis des UnbewusstenAusgewählte LiteraturBreuers und Freuds Therapiemodell der Psychokatharsis in den Spuren von Jacob BernaysDer Fall Anna O.Breuers Entdeckung der Katharsis als HeilfaktorDie Ausarbeitung der »kathartischen Methode« durch Breuer und FreudZuruckstufung der Katharsis von einer Behandlungsmethode zu einem HeilfaktorBernays »pathologische« und »therapeutische« Katharsis-KonzeptionDie Katharsis-Konzeptionen von Freud, Bernays und Nietzsche im VergleichAusgewählte LiteraturDer Übergang von der Ekstase zur Askese als Weichenstellung fur die PsychoanalyseDie Erkenntnis der »Verdrängung«Kunst des Erinnerns und VergessensDie Entdeckung der Sexualität als Krankheitsfaktor und AnthropologikumDie lebensgeschichtliche Erforschung der SymptomeDie neue Ausrichtung an einem Therapiemodell der AskeseAusgewählte Literatur Mut zur Wahrheit von der psychoanalytischen Grundregel zuruck zur antiken »Parrhesia«Die psychoanalytische GrundregelRuckblende in die AntikeSelbstanalyse mittels TraumdeutungDifferenzen hinsichtlich des Anspruchs auf Erkennbarkeit der WahrheitWahrheitssuche als Spiel des AushandelnsAusgewählte LiteraturGleichschwebende Aufmerksamkeit im Vergleich zu Muße und KontemplationGleichschwebende Aufmerksamkeit als therapeutische GrundhaltungPhilosophische WurzelnDer Blickwinkel der ästhetischen ErfahrungDer intersubjektive BlickwinkelGleichschwebende Aufmerksamkeit als »Mythos« Ideal und WirklichkeitAusgewählte LiteraturSigmund Freuds implizite Lebensphilosophie Askese als Axiom der LebenskunstFreuds asketische Lebensform als biografischer HintergrundDer Dualismus von Eros und Todestrieb im SpätwerAskese als Axiom der LebenskunstAusgewählte Literatur5 Ausgewählte psychodynamische Therapierichtungen und ihre impliziten Lebenskunstkonzepte Die »klassische Einsichtstherapie« als AusgangspositionZwei unterschiedliche Begriffe der Behandlungs-»Technik«Freuds Modell einer »Einsichtstherapie«Zur Bedeutung der Metaphern des therapeutischen ErkennensTherapiemetaphern in Freuds Fruhschriften zur HysterieTherapiemetaphern in Freuds Schriften zur BehandlungstechnikWiderspruche zwischen Freuds expliziter und impliziter BehandlungstechnikAusgewählte LiteraturSándor FerenczisWeichenstellung zur »Therapie der emotionalen Erfahrung«Zur BiografieTherapie der emotionalen Erfahrung versus klassische EinsichtstherapieBeziehungskunst und therapeutischer TaktDie Gefahr der Retraumatisierung in der TherapieDie intersubjektive Dimension der therapeutischen BeziehunUnmittelbare Beziehungsregulierung auf der Ebene emotionaler RegelnFerenczis Rehabilitierung und NachwirkungAusgewählte LiteraturTheodor Reiks intuitionistische Therapiekonzeption und ihre WeiterentwicklungZur Biografie»Hören mit dem dritten Ohr«Behandlungskunst versus BehandlungstechnikVor- und Nachteile verschiedener Modi des (Zu-)HörensDer Stellenwert der unbewussten Intuition und ihr KontextDas Arbeitsmodell des »präsenten« AnalytikersReiks Vorliebe fur den »persönlichen Pol« der therapeutischen HaltungAusgewählte LiteraturStavros Mentzos als Selbst- und Beziehungspsychologe der anthropologische Grundkonflikt zwischen Selbst- und ObjektbezogenseinZur BiografieDer unbewusste KonfliktverarbeitungsmodusKonfliktdynamik in der PsychoseDie anthropologische Grundannahme der BipolaritätInterpersonale Abwehr und psychosoziale ArrangementsNeue Beziehungserfahrungen in der PsychosentherapieMentzos' Position zwischen »harter« und »weicher« ObjektbeziehungstheorieAusgewählte LiteraturIrvin Yalom als philosophischer Therapeut Fokussierung auf existenzielle FragenZur BiografieExistenzielle Psychotherapie»Chronik einer Therapie« eine fruhe FalldokumentationTherapeutische Konzepte von Heilungsprozess und ZielTherapiebeispiele fur Lebenskunstaspekte»Und Nietzsche weinte« ein fiktives FallbeispielYaloms Balancieren zwischen existenziellen BipolaritätenAusgewählte LiteraturVergleich der impliziten Lebenskunstkonzepte und therapeutischen StrategienTherapiemetaphern im Wandel »open to revision«Therapeutische Grundhaltungen im VergleichAnthropologische Polarisierungen und PolaritätenWeltanschauliche HintergrundannahmenFolgerungenAusgewählte Literatur6 Dimensionen einer philosophischen und sozialwissenschaftlichen LebenskunstkonzeptionDas Selbst der SelbstsorgeIdentität im ÜbergangSich-nicht-um-sich-selbst-sorgen-KönnenKohärenz und KontinuitätAusgewählte LiteraturDer Andere in der LebenskunstDas Selbst und der AndereDas Modell der AnerkennungFormen der AnerkennungAusgewählte LiteraturDer Sinn des LebensDie Begriffe Sinn und WertZur Genealogie des SinnsArbeit an der WiderspruchlichkeitAusgewählte LiteraturDie Sublimierung des GeschmacksDer Geschmack als ästhetisches VermögenZur Psychoanalyse der ÄsthetikGeschmacksbildungenAusgewählte LiteraturDas Spiel der ästhetischen ErfahrungMetawahrnehmungenSpiele mit dem UnbewusstenDie therapeutische SituationAusgewählte LiteraturDas Gluck der PhantasieNur der Ungluckliche phantasiert MöglichkeitsräumeDer Wunsch nach dem verlorenen ParadiesRealistisches GluckAusgewählte LiteratuDie Stilisierung der ExistenzDie Bedeutung der InszenierungStile in der TherapieStilisierung und SublimierungAusgewählte LiteraturTakt als intersubjektiver BeziehungsregulatorBedeutungsdimensionenSoziale FunktionenDer therapeutische ProzesAusgewählte LiteraturZusammenfassung7 Die Bedeutung von Lebenskunstkonzepten in der Therapie- und LebenspraxisZum Theorie-Praxis-Verhältnis in der PsychotherapieDie Kluft zwischen wissenschaftlicher Theorie und professioneller PraxisMedizinisches versus sozialwissenschaftliches TherapiemodellDie therapeutische Beziehung im FokusOrientierung an Persönlichkeit und Kompetenzen des TherapeutenEin Phasenmodell der TherapeutenentwicklungZum Umgang mit der Pluralität in der psychotherapeutischen PraxisDie implizite Verwendung von LebenskunstkonzeptenAusgewählte LiteraturSchnittfelder zwischen Therapeutik und Lebenskunst ein ModellErschutterung des SelbstAbstand, Ruhe, Distanz MöglichkeitsräumeBeziehungen und GefuhleWiderspruchlichkeit der Existenz und der ProfessionalitätKunst der BalanceAusgewählte LiteraturTherapeutische Lebenskunst in der Moderne ein AusblickPsychologisierung in der heutigen LebenskunstAutonomie versus AbhängigkeitLiteraturPersonenregister
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