Beschreibung
Der erste Haiku-Zyklus - Vogel, Wind, Zweig - erschien erstmals im Sommer 2018 in der georgischen Literaturzeitschrift Akhali Saundsche. Als Autor firmierte der - unbekannte - japanische Dichter Akira Mikito, dessen Porträtfoto im bibliographischen Anhang abgedruckt war. (.) Erst im Sommer 2019, beim Internationalen Literaturfestival in Tbilissi, ließ Dato Barbakadse die Katze höchstpersönlich aus dem Sack. Ein Teil der Liebhaber der Dichtkunst äußerte sogleich den Verdacht, der Dichter, der für komplizierte intellektuelle Spiele bekannt war, wolle durch diese öffentliche Demystifizierung eine neue Mystifizierung schaffen. Barbakadse verneinte dies kategorisch. (.) Dem Leser liegen in diesem Buch also nicht Sonett-, sondern (sieben) Haiku-Kränze vor. Diese Kränze folgen dem Prinzip Vom Einfachen zum Komplizierten. Dato Barbakadse erklärt in einem Manifest: Das Dilemma der Wahrnehmung von Lyrik im 21. Jahrhundert ist nicht etwa durch komplexe inhaltlich-formale Strukturen bedingt, sondern durch die Armut an Mechanismen, anhand derer Leser die Gedichte wahrnehmen. Dies wird wiederum durch die Intensivierung der Konsumhaltung zur Lyrik hervorgerufen.
Autorenportrait
Dato Barbakadse, * 1966 in Tbilissi/Georgien. Schriftsteller, Essayist, Übersetzer; Magis-ter der Philosophie. 1991 bis 2001 Lehrbeauftragter an Hochschulen Tbilissis; Gründer und Redaktionsleiter diverser georgischer Literaturzeitschriften. 2002 bis 2005 freier Schriftsteller in Deutschland; Studium der Philosophie, Soziologie und Alten Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Seit 2007 Mitglied der Europäischen Autorenvereinigung Die Kogge, seit 2014 des österreichischen P.E.N. Zahlreiche Buchveröf-fentlichungen und Beiträge in literarischen Zeitschriften und Anthologien. Gedichte und Aufsätze Dato Barbakadses wurden ins Deutsche, Englische, Französische und Russische übertragen. Übersetzer deutschsprachiger Lyrik ins Georgische (Hans Arp, Paul Celan, Günter Eich, Hans Magnus Enzensberger, Friedrich Hebbel, Nikolaus Lenau, Ernst Meister, Friedrich Nietzsche, Georg Trakl u. a. m.). 2005 Initiator des Projekts Österreichische Lyrik des 20. Jahrhunderts in dreißig Bänden. Mehrere Preise und Stipendien für literarische und übersetzerische Tätigkeit. Bei aller Anerkennung bleibt Dato Barbakadse Außenseiter innerhalb der georgischen Literaturszene. Komplexe Strukturen, die dem dichterischen Verfahren des Autors zugrunde liegen, problematisieren u. a. die derzeitige Lage der Dich-tung (nicht nur in Georgien). Der Autor betrachtet Poesie als Schicksal, welches das Dasein wesentlich bestimmt und zwangsläufig zu einem nonkonformistischen Leben führt. Er betrachtet das Verfahren als Reaktion auf die zunehmend radikale Entwicklung der ,Reali-tät', die aus seiner Sicht zunehmend zur Preisgabe des Willens zur Freiheit tendiere. Dato Barbakadse lebt in Tbilissi. Und so weiter ist Dato Barbakadses fünftes Buch im Pop Verlag. Zuvor erschienen Das Dreieck der Kraniche (2007), Die Unmöglichkeit des Wortes (2016), Das Gebet und andere Gedichte (2018) sowie Wenn das Lied sich vom ermüdeten Körper befreit (2018).