Beschreibung
Kur ist eine seit Jahrhunderten geübte komplexe Handlung, die der Gesundheit des Menschen dient. Mit Hilfe natürlicher Heilmittel sollen sowohl die körpereigenen Kräfte zur Prävention gestärkt als auch viel fältige Krankheitsbilder und Erschöpfungszustände beseitigt werden. Kur wirkt ganzheitlich, wozu neben den natürlichen Heilmitteln die Schönheit des Kurortes, gutes gesundes Essen und Trinken auch geistige und körperliche Impulse gehören: Seele, Körper und Geist werden angesprochen durch Musik, Literatur, Theater, Film, aber auch Sport oder Tanzen. Diese Anregungen werden in ihrer Wirkung wesentlich davon bestimmt, dass sie zeitgemäß sind, den neuesten Erkenntnissen entsprechen,aber auch imstande sind, dem Geist neue Impulse zu geben. Kurorte waren und sind daher immer Orte der Modernität, die Möglichkeiten bieten, Neues kennenzulernen, Ungeahntes zu erleben, alte Verhaltens- und Denkweisen in Frage zu stellen, sich neuen Einflüssen und Erlebnissen auszusetzen, neue Lebensweisen zu erfahren. Vor diesem Hintergrund wurden und werden gerade auch in Kurorten Medizingeschichte geschrieben, Musik und Kunst vorgestellt, neue Architektur erprobt und erfahren, Landschaft erlebt und gestaltet, Neuigkeiten verbreitet, Lebenswege verändert. Dies geriet in den vergangenen Jahrzehnten vielfach aus dem Blick, auch wenn die Kur selbst noch immer modern und zukunftsfähig ist. Wie sollte man eine ganzheitliche, natürliche und ökologisch ausgerichtete Lebensweise des Menschen sonst nennen? Obwohl verglichen mit den Metropolen nur klein - oder vielleicht auch gerade deswegen -, waren und sind Kurstädte Orte, die Menschen Neues vermitteln, Anstöße geben, Orientierung ermöglichen, d. h. gesund an Leib und Geist machen können. Nachdem ein Symposium in Baden-Baden 2010 die Frage der Internationalität von Kurstädten in den Mittelpunkt stellte, diskutierten vom 7. bis 9. März 2014 in Bad Kissingen namhafte internationale Wissenschaftler unterschiedlicher Fachdisziplinen über das Thema "Kurort und Modernität". Die Vorträge sind Grundlage der vorliegenden Publikation. Das Spektrum der 14 Beiträge umfasst medizinische Disziplinen, Architektur-, Kunst- und Gartengeschichte, Musikgeschichte, Sportgeschichte, Literaturgeschichte und weitere kulturgeschichtliche Aspekte. In dieser ungewöhnlich weiten Perspektive liegt der besondere Gewinn des Symposiums, dessen wissenschaftlicher Benefit weiterwirken wird.