Beschreibung
Julian Ogert verdient sein Geld in Münzen. Als Straßenmusiker schlägt er sich in Los Angeles durch, spielt Gitarre auf dem Ocean Front und lebt am Eingang des berüchtigten Yucca Corridor, einem der gefährlichsten Viertel der kalifornischen Metropole. Als Sechzehnjähriger hat er seine Heimat Österreich überstürzt verlassen und ist seitdem immer weiter nach Westen geflohen, über die Schweiz und Paris nach New York und quer durch die Vereinigten Staaten. Das Leben im Korridor ist alles, was ihm geblieben ist; er ist ein Gewinner, weil er nichts zu verlieren hat. Doch 1994 erschüttert das Northridge-Erdbeben Los Angeles und die fragile Welt, in der Julian sich eingerichtet hat. Wer kann, verlässt die von Nachbeben bedrohte Stadt. Die illegalen Einwanderer bleiben - so wie Julian. Korridorwelt ist teils Roadmovie, teils Musikroman. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, dessen Jugend explodiert und der auf dieser Schockwelle bis ans andere Ende der Welt getragen wird, wo er beschließt, sich nicht seinem Schicksal zu ergeben.
Autorenportrait
Hans Platzgumer, geb. 1969, Schriftsteller, Musiker, Komponist. Hat in vielen Teilen der Welt gelebt, über 60 Alben und Platten veröffentlicht (u. a. mit HP Zinker, den Goldenen Zitronen), 70 Soundtracks zu Filmen, Theaterstücken und Hörspielen komponiert, eine Grammy-Nominierung, Goldene Schallplatte und andere Auszeichnungen verbucht, doziert, kuratiert, sowie 6 Bücher, 2 Opern und anderes geschrieben.
Leseprobe
Alles, was ich besitze, passt in diesen Rucksack und meine Gitarrentasche. Seit ich noch vor meinem 16. Geburtstag Linz verlassen habe und nie mehr dorthin zurückgekehrt bin, achte ich darauf, dass ich nicht mehr Besitz anhäufe, als ich tragen kann. Auch heute, elf Jahre später, in der Einsamkeit der Atacamawüste hier im Norden Chiles ist es so. Nur Rucksack und Gitarre stehen neben mir in meinem Wohncontainer. Draußen schmilzt die Welt, die kaum eine irdische ist. Trocken wie der Mond. Leer und leblos wie er ist sie. Nur heißer. Viel heißer. Hier sitze ich und schreibe auf, wie alles weniger wurde.