Beschreibung
'oben scheint der mond, gerade jetzt / hat sich waldmann an den tisch gesetzt / und ißt eine durchgestrichne brühe. / schnee fällt leicht und weich und ohne mühe.' Es ist ein unaufgeregter Ton, der in den Gedichten von Ror Wolf vorherrscht, obwohl sie von seltsamen Begebenheiten, Unglücksfällen und erotischen Wirrnissen handeln. Körperteile ragen in Räume hinein, Pistolen werden gezückt, und Reisende versickern lautlos im Unbekannten. Die Leichtigkeit der Sprache und ihre artistisch anmutende Komik sind jedoch nur zwei Bestandteile dieser Welt, hinter deren Schilderung stets der skeptische Blick des Melancholikers sichtbar bleibt. Die Sammlung umfasst die beiden Bände 'Aussichten auf neue Erlebnisse' (1996) und 'Pfeifers Reisen' (2007) mitsamt den darin enthaltenen Einzelpublikationen 'mein famili' (1968/71) und 'Hans Waldmanns Abenteuer' in allen vier Folgen (1965-2006). Mit unveröffentlichten Gedichten aus den frühen Jahren liegt damit erstmals die gesamte Lyrik von Ror Wolf in einem Band vor.
Autorenportrait
Ror Wolf, geboren 1932 in Saalfeld/Thüringen, gestorben 2020 in Mainz. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden (1988), dem Bremer Literaturpreis (1992), dem Heimito von Doderer-Preis (1996), dem Staatspreis des Landes Rheinland-Pfalz (1997), dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (2003), dem Preis Hörbuch des Jahres 2006, dem Preis Hörspiel des Jahres 2007, dem Friedrich-Hölderlin-Preis (2008), dem Günter-Eich-Preis (2015), Schiller-Gedächtnispreis (2016) und der Rainer-Malkowski-Preis (2018). Friedmar Apel, geboren 1948, lehrt Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld. Er ist u.a. Mitherausgeber der großen Goethe-Ausgabe 'Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche' und verfasst regelmäßig Buchkritiken für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2003 erschien mit 'Das Buch Fritze' sein literarisches Debüt; 2009 legte er 'Nanettes Gedächtnis' vor. Er lebt in Bielefeld.