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Gesperrte Ablage

Unterdrückte Literaturgeschichte in Ostdeutschland 1945-1989

Erschienen am 28.02.2024
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783940357502
Sprache: Deutsch
Umfang: 456 S., zahlr. Abb.
Format (T/L/B): 3.7 x 21.2 x 12.6 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Der DDR-Diktatur ist es gelungen, auch nach ihrem Untergang das öffentliche Gedächtnis im Hinblick auf die Geschichte des literarischen Schaffens zu beeinflussen. Das bekannte Bild, das zu DDR-Zeiten vorherrschte, war das von den "staatstragenden" Künstlern und deren "Kontrapunkten", den kritischen, aber trotzdem loyalen Autorinnen und Autoren, die oft auch im Westen berühmt wurden. Ein sehr geschöntes Bild, denn in Wahrheit ist dies nur der zugelassene Teil der Literaturgeschichte - bestimmte Stoffe und Ästhetiken, ja, alles wirklich Nonkonforme, Experimentelle, Widerständige wurde konsequent behindert, unterdrückt, verfolgt, verschwiegen, abgelegt und weggesperrt. Ines Geipel und Joachim Walther erzählen detail- und kenntnisreich von dieser Seite des literarischen Lebens, wo Menschen trotz lebensgefährlicher Konsequenzen für die Freiheit des Wortes einstanden. In der Neuauflage erweitert um ein Kapitel zur Rezeptionsgeschichte der Unveröffentlichten und ihrer Werke nach 1989.

Autorenportrait

Joachim Walther (1943-2020) wurde in Chemnitz geboren und arbeitete 1968-1983 als Lektor, Herausgeber und Redakteur, sah sich aber ab 1983 aus politischen Gründen gezwungen, als freier Schriftsteller zu leben. Von ihm erschienen u. a. Romane (zuletzt "Himmelsbrück", 2009), Erzählungen und Hörspiele. Seine Studie "Sicherungsbereich Literatur - Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik" (1995) wurde zum Standardwerk. Zusammen mit Ines Geipel gab er bei der Büchergilde Gutenberg in der Reihe "Die Verschwiegene Bibliothek" Werke ostdeutscher Autorinnen und Autoren heraus. Vor seinem zu frühen Tod erschien zuletzt eine Sammlung seiner Publizistik zwischen 1970 und 2013 unter dem Titel "Das Blöken der Wölfe" (2017).

Leseprobe

Zur Angst vor dem, was greifbar ist, gehört auch die Chronik der Notunterkünfte bedrohter Manuskripte, denn das rein Physische der Texte konnte durchaus zur Gefahr für die Schreibenden werden. Sie ergibt eine ganz eigene Erzählung über das Dilemma, das Geschriebene an möglichst unwahrscheinlichen Orten zu verstecken. Mussten in der frühen DDR Autorinnen und Autoren im Zuchthaus fast durchweg ohne Papier auskommen und aus dieser Zwangssituation eine eigene Form des mündlichen Memorierens begründen, berichten widerständige Autoren der entwickelten DDR-Diktatur immer wieder von sorgsam bedachten Textaufbewahrungsorten, etwa in der Jauchengrube, im Kartoffelkeller, zwei Meter tief unter der Birke im Garten, von Verstecken in Schließfächern auf Bahnhöfen, eingenäht in Kissen, in den Spielzeugen ihrer Kinder oder unter Holzdielen. Hatten widerständige Autoren also mit der permanenten Angst zu leben, dass das, was sie dachten und fühlten, als Text greifbar werden könnte, so lebten Apparat und Geheimdienst in dem Dauerwahn, dass sie dieses ortlos gemachten Textes nicht habhaft werden könnten, was eine ganz eigene Phänomenologie der Textverstecke begründete.

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