Beschreibung
Theodor Fontane, Berliner seit seiner Jugend, hielt es im Sommer nicht in der Stadt aus. Der Landwehrkanal führte noch Abwässer und schickte seine Dünste bis hinauf in seine Wohnung in der Potsdamer Straße. Also fuhr er für zwei, drei Monate in die Sommerfrische, an Nord- und Ostsee, in den Harz, ins Riesengebirge oder auch nur in das städtische Umland. Hauptsache, es gab eine Luftveränderung. Da Fontane diese Reisen oft allein antrat, war nach Hause zu berichten - nicht von seinen schriftstellerischen Arbeiten, die er immer mitnahm, als vielmehr von dem, was ihm an den Urlaubsorten begegnete. Viele Hundert Briefe kamen auf diese Weise zusammen. Sie lassen die Umstände des Reisens und Urlaubmachens unter den damaligen Verhältnissen so vollständig wahrnehmen wie kaum einmal sonst. Fontanes Beobachtungen zu Land und Leuten, seine Beschwerden über das Publikum in den Badeorten, seine Aussagen zu den Quartierkosten und überhaupt die Schilderung all der Umstände, die der aufkommende Fremdenverkehr mit sich brachte - immer ist man angeregt zu vergleichen, was schon so ähnlich und was noch ziemlich anders war.
Autorenportrait
Prof. Dr. Bernd W. Seiler, 1939 geboren, hat Germanistik und Geschichte in Kiel, München und Hamburg studiert. Auf Staatsexamen und Promotion folgte zunächst eine Tätigkeit als Studienrat, 1974 bis 2005 dann Lehrtätigkeit für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Bielefeld. Zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Bernd Seiler lebt in Bielefeld.