Beschreibung
Von vielen Naturinteressierten wird der Rückgang zahlreicher Insektenarten in der freien Landschaft und in den Hausgärten schmerzlich wahrgenommen. Die sinkende Biodiversität wirkt sich aber auch gravierend auf die einzelnen Ökosysteme aus. In diesem Zusammenhang sei nur an die Nahrungsgrundlage für viele Vögel, Fledermäuse und Amphibien sowie an die Bestäubung unzähliger Blütenpflanzen erinnert. Zudem leisten zahllose Insektenarten mit der Bestäubung von Nutzpflanzen einen großen wirtschaftlichen Beitrag, der nicht oder nur unvollständig technisch zu ersetzen ist. Deshalb ist es wichtig, über die Verbreitung und die Bestandsschwankungen bei den Insekten Bescheid zu wissen. 2018 wurde der erste Band des Verbreitungsatlasses der Großschmetterlinge Mecklenburg-Vorpommerns publiziert. Darin sind 184 Arten der Blutströpfchen, Bärenfalter, Schwärmer und Spinnerartigen behandelt worden. Nunmehr liegt der Band 2 für die Eulenfalter (Noctuoidea) vor. Er ist abermals in einen allgemeinen und speziellen Teil gegliedert. Im erstgenannten Teil werden die Eulenfalter vorgestellt, die einzelnen Unterfamilien charakterisiert und es wird auf die Wirkungen des Klimawandels eingegangen. Zudem werden bedeutende Entomologen mit ihrem Lebenslauf vorgestellt. Der spezielle Teil beginnt mit einer Checkliste der behandelten Arten nach neuster Nomenklatur und Systematik. 112.000 aktuelle und historische Datensätze wurden kartographisch ausgewertet und aufbereitet. Anhand von Steckbriefen werden die Arten samt ihrer Ökologie und Gefährdung sowie der Verbreitung in den jeweiligen Lebensräumen vorgestellt. Es findet eine Auswertung der Verbreitungen in verschiedenen Zeitebenen statt. Mit zahlreichen Fotografien und Bildern versehen, präsentiert dieses Buch 368 Arten und 3 Artkomplexe aus 27 Unterfamilien und wendet sich damit nicht nur an professionelle Entomologen, sondern auch an passionierte Laien und interessierte Naturliebhaber. Many people interested in nature have painfully noticed the decline in numerous insect species in the open countryside and in home gardens. However, the declining biodiversity also has a serious impact on the individual ecosystems. In this context, only the food sources for many birds, bats and amphibians as well as the pollination of innumerable flowering plants should be remembered. In addition, countless species of insects make a major economic contribution by pollinating crops, which cannot be technically replaced. It is therefore important to know about the distribution and fluctuations in the number of insects. In the year 2018 the first volume of the distribution atlas of the larger moth of Mecklenburg-Western Pomerania was published. 184 species of burnet moth, tussock and tiger moth, hawkmoth and silkworm moth have been dealt with. Volume 2 for the owlet moths (Noctuoidea) is now available. It is again divided again into a general and a special part. In the first part, the superfamily of owlet moths are presented, the individuel subfamilies are characterized and the effects of climate change are discussed. In addition, important entomologists are presented with their curriculum vitae. The special part begins with a checklist of the species according to the latest nomenclature and systematics. 112,000 current and historical data sets were cartographically evaluated and processed. The species, including their ecology and endangerment as well as their distribution in the habitats, are presented on the basis of profiles. An assessment of the distribution takes place in different time levels. With numerous photographs and pictures, this book presents 368 species and 3 species complexes from 27 subfamilies and is therefore not only adressed at professional entomologists, but also at passionate amateurs and interested nature lovers.
Leseprobe
Vorwort des Herausgebers Viele Menschen denken bei Schmetterlingen an große bunte Falter, die im Sonnenschein über Blumenwiesen gaukeln. Doch die Ordnung der Schmetterlinge, zu denen auch die Tagfalter zählen, ist bedeutend artenreicher. Den rund 190 Tagfalterarten stehen in Mitteleuropa mehr als 1.200 Arten von Nachtfaltern gegenüber. Außerdem gibt es noch rund 2.200 Arten von Kleinschmetterlingen. Für eine erste Nachtfaltergruppe (Blutströpfchen, Schwärmer, Bären und Spinnerartige) hat das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern, gemeinsam mit dem biota - Institut für ökologische Forschung und Planung, bereits 2018 einen unter der Federführung von Dr. Volker Thiele erarbeiteten Verbreitungsatlas herausgegeben. Er erschien in der Reihe Beiträge zur floristischen und faunistischen Erforschung des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Nach dieser recht attraktiven Artengruppe hat sich das Team nun den Eulenfaltern zugewandt. Sie stellen ein großes und verbreitetes Taxon der Schmetterlinge dar, das sich durch eine hohe Formenvielfalt auszeichnet. Von Ausnahmen abgesehen, sind zumindest für Laien, Eulenfalter eher unscheinbar und schwer zu bestimmen. Häufig dominieren braun-graue Erdfarben. Auf den Flügeln findet sich ein höchst variables, meist auf wenige Zeichnungselemente zurückführbares Muster. Hier beginnt das Feld der Spezialisten, die diese Zeichen, Muster, Farben und Formen für die sichere Artbestimmung nutzen. Dennoch gibt es auch bei den Eulenfaltern markante Farbmerkmale, wie bei den prächtigen Ordensbändern. Andere zunächst unscheinbar wirkende Eulenfalter faszinieren durch irisierende oder metallisch wirkende Schuppen auf den Flügeln. Schönheit auf den zweiten Blick. Die meisten Eulenfalter verfügen über ein Tympanalorgan, mit dem die Falter nachts die Ultraschalllaute der jagenden Fledermäuse wahrnehmen können, um sich u. a. vor diesen Fressfeinden rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Schon allein aufgrund ihrer Menge spielen Eulenfalter im Naturhaushalt eine große Rolle. Sie kommen in vielen Lebensräumen vor und besetzen wichtige Positionen im Ökosystem. Doch auch sie sind vom allgemeinen Insektenrückgang betroffen. Ich danke dem Autorenteam dafür, dass sie über 112.000 Datensätze von Eulenfaltern ausgewertet und aufgearbeitet haben. Der aktuelle Wissensstand zur Verbreitung der Eulenfalter wurde hier unter Nutzung der derzeit verfügbaren Datenquellen erstmals für ganz Mecklenburg-Vorpommern zu Papier gebracht. Der nun vorgelegte Verbreitungsatlas kommt zur rechten Zeit. Nicht nur die Insektenbestände gehen zurück, sondern auch Spezialisten und profunde Artenkenner sind immer schwerer zu finden. Der dokumentierte Bearbeitungsstand der Eulenfalter fasst das aktuelle Wissen zusammen und wird so zu einer Grundlage für die weitere faunistische Arbeit im Land. Möge der Verbreitungsatlas der Eulenfalter Mecklenburg-Vorpommerns regen Zuspruch und eine gute Aufnahme finden. Vielleicht kann er auch dazu beitragen, das Interesse für Schmetterlinge im Allgemeinen und für die geheimnisvolle Welt der eulenartigen Nachtfalter im Besonderen zu wecken. Ute Hennings Direktorin des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern