Beschreibung
In Cento Novella ich las, wie das ein reicher kaufman sas in Italia, dem Welschlant, Missina war die stat genant; derselbig het erzogen schon drei sün, höflich und wolgeton, und auch ein tochter minniklich, schön, wol erzogen, adelich, die war Lisabeta genant, in zucht und tugent weit erkant, derhalb manch jüngling umb sie warb. da nun der alte kaufman starb, darnach an einem abent spat die drei brüder hetten ein rat, sie wolten bei einander bleiben und iren handel wider treiben in aller maß gleich wie vorhin, auf gleichen verlust und gewin; das war der schwester wol zu mut. die drei gewunnen großes gut, all ir handel gieng glücklich recht. sie hetten ein getreuen knecht, derselb war Lorenzo genant, war geboren aus deutschem lant; derselbig trib in iren handel. er was schön, jung, gerad, an wandel; demselben wart sein herz verwunt in strenger lieb in kurzer stunt gegen der junkfrauen, ich sag; bei ir sein herz war nacht und tag, und kunt das nit von ir ablenken; er tet vil tiefer seufzer senken und het ganz weder ru noch rast. nun was die junkfrau gleich so fast gen im in strenger lieb versert, ir lieb von tag zu tag sich mert; allein tetens ir herz erquicken, mit vil freuntlichen augenblicken teilt eins dem andern heimlich mit; doch west eins von dem andern nit, biß doch eins dem andern bekennet, wie es in strenger liebe brennet.
Autorenportrait
Hans Sachs wurde am 5. November 1494 als Sohn des Schneidermeisters Jörg Sachs geboren. Nach dem Besuch einer Lateinschule absolvierte er von 1509 bis 1511 eine Schuhmacherlehre. Anschließend ging er, wie damals üblich, für fünf Jahre auf Gesellenwanderung.[1] Während dieser Zeit diente er vorübergehend am Hof Kaiser Maximilians I. in Innsbruck und soll sich dort zum Studium des Meistersangs entschlossen haben. Daraufhin begann er im selben Jahr Unterricht bei Meister Lienhard Nunnenbeck in München zu nehmen. 1516 ließ sich Sachs dann endgültig in Nürnberg nieder, wurde 1520 Schuhmachermeister, aktives Zunftmitglied der Meistersinger und zeitweise deren Vorsitzender (um 1555).