Beschreibung
In der Form der Aussage (...) wurde zunehmend ein Problem wichtig: es muß gelingen, die Substanz der Philosophie, wenn sie einmal erarbeitet ist, in eine einfache Reflexionsfolge und Sprache zu bringen, so daß Philosophie ohne Substanzverlust nach einem elitären auch ein allgemeines Denken werden kann.
Die "Einführung in die Philosophie" (1950) war der erste und glücklichste Versuch darin (...) (Hans Saner)
Autorenportrait
Karl Jaspers wurde am 23. Februar 1883 in Oldenburg geboren. Seine Mutter Henriette Jaspers, geb. Tantzen (18621941) war die Tochter des oldenburgischen Landtagspräsidenten Theodor Tantzen des Älteren. Der Vater Carl Wilhelm Jaspers (18501940) war ein liberal-konservativer und wohlhabender Bankier.
Karl Jaspers besuchte das Alte Gymnasium in Oldenburg. Von Kindheit an war sein Leben von der Umsicht um seine gesundheitliche Beeinträchtigung geprägt. Seine Veranlagung zu Bronchialproblemen benötigte zeitlebens Disziplin und Rücksichtnahme.
Nach einem kurzen Studium der Rechtswissenschaft und einem Kuraufenthalt in Sils Maria immatrikulierte er sich 1902 in Heidelberg für das Studium der Medizin. Er promovierte im Jahr 1908 bei Karl Wilmanns, dem Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik. Sein Doktorvater ermöglichte ihm gleich darauf eine mehrjährige Mitarbeit in der Klinik als Volontär.
Während des Studiums lernte Jaspers seine spätere Frau, Gertrud Mayer, kennen. Sie arbeitete als Pflegerin in der psychiatrischen Klinik. Im Jahr 1910 heiratete das Paar. Der Bruder seiner Frau, Ernst Mayer, war ein Studienfreund Jaspers'. Die Geschwister stammten aus einer orthodox-jüdischen Familie.
Im Jahr 1913 erschien Jaspers' "Lehrbuch der Allgemeinen Psychopathologie". Schon als 30-Jähriger konnte er sich mit dieser Schrift im Fach Psychologie habilitieren.
Während einer nun zweijährigen Lehrtätigkeit am Philosophischen Seminar der Universität Heidelberg ergab sich Jaspers' Übergang zur Philosophie. 1916 wurde er dort zum außerordentlichen und 1921 zum ordentlichen Professor ernannt. In dieser Zeit fand auch die erste Begegnung und Zusammenarbeit mit Martin Heidegger statt.
In den folgenden Jahren entwickelte Jaspers seine Arbeit zur Geschichte und Systematik der Philosophie. In Zusammenarbeit mit seinem Freund und Schwager Ernst Mayer entstand das dreibändige Hauptwerk "Grundriss der Philosophie". Von 19261928 studierte und promovierte Hannah Arendt bei Jaspers. Eine lebenslange Freundschaft erwuchs aus dieser Zeit.
Den aufkommenden Nationalsozialismus hat Jaspers in der ganzen Dimension eines Zivilisationsbruchs zunächst nicht erfasst. Anfänglich war er noch bereit, an einer von den Nationalsozialisten intendierten neuen Universitätsverfassung mitzuarbeiten.
Offensichtlich schätzte Jaspers die Lage falsch ein. Auch die lebensbedrohliche Situation der Juden verkannte er. Die Voraussicht seines jüdischen Freundes und Schwagers Ernst Mayer vom Sommer 1933, man werde die Juden "eines Tages in Baracken bringen und die Baracken anzünden", hielt er nicht für möglich. Zunehmend wurde aber auch er selbst von den Nationalsozialisten bedroht. Da er nicht bereit war, sich von seiner jüdischen Frau zu trennen, wurde er Ende September 1937 in den Ruhestand versetzt und ab 1938 mit Publikationsverbot belegt. Auch er und seine Frau dachten nun an Emigration: Mehrere Versuche scheiterten allerdings. Das Ehepaar stand unter ständiger Beobachtung und Gefährdung. Noch kurz vor Ende des Krieges, am 14. April 1945, sollte das Ehepaar in ein KZ verschleppt werden. Für den Fall einer Festnahme hielt das Ehepaar Jaspers stets eine Dosis Zyankali bereit. Durch den Einmarsch der US-Armee am 30. März in Heidelberg entkamen die Jaspers der Gefahr.
Kurz nach dem Krieg wurde Jaspers von der amerikanischen Besatzungsbehörde in den Ausschuss zum Wiederaufbau der Universität Heidelberg berufen. Enttäuscht von der hochschulpolitischen Entwicklung im Nachkriegsdeutschland, nahm Karl Jaspers einen Ruf an die Universität in Basel an. Als Reaktion auf die Wahl des ehemaligen NSDAP-Mitglieds Kurt Georg Kiesinger zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland sowie die Verabschiedung der Notstandsgesetze 1968 erwarb Jaspers auch die Schweizer Staatsbürgerschaft. Karl Jaspers starb 1969 in Basel und wurde auf dem Friedhof am Hörnli begraben.