Beschreibung
Warum ist es interessant, sich auch heute noch mit Spinoza auseinandersetzen, mit Hegel oder Wittgenstein? Was an den Grundfragen, die sie beschäftigten, fasziniert bis in die Gegenwart? Dieses Philosophie-Buch wählt einen neuen Ansatz: 37 große Denker von Platon bis Gadamer werden mit einem für sie zentralen philosophischen Thema vorgestellt. Im Anschluss daran wird die Entwicklung in der Diskussion dieses Themas bis heute nachgezeichnet.
Autorenportrait
Die Herausgeber:Ansgar Beckermann (Bild links), Professor für Philosophie an der Universität Bielefeld. Präsident der Gesellschaft für Analytische Philosophie. Arbeitsschwerpunkte: Handlungstheorie, Philosophie des Geistes, Erkenntnistheorie, Theorien der Willensfreiheit.Publikationen: Gründe und Ursachen (1977); Descartes' metaphysischer Beweis für den Dualismus (1986); Einführung in die Logik (1997, 2. Aufl. 2003); Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes (1999, 2. Aufl. 2001).Dominik Perler, Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Arbeitsschwerpunkte: Philosophie des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Philosophie des Geistes.Publikationen: Repräsentation bei Descartes (1996); Rene Descartes (1998); Occasionalismus. Theorien der Kausalität im arabisch-islamischen und im europäischen Denken (mit U. Rudolph, 2000); Theorien der Intentionalität im Mittelalter (2002).Wir sprachen mit Ansgar Beckermann und Dominik Perler über heutiges Philosophieren.- Warum ist in der Philosophie Tradition so wichtig?A.B.: Das ist in der Tat eine sehr interessante Frage. Denn es gehört ja z.B. nicht zum Studium der Physik oder der Biologie, sich intensiv mit der Geschichte dieser Fächer auseinander zu setzen. Die Philosophie kann von ihrer Geschichte aber nicht absehen, und das hat einen speziellen Grund. In der Philosophie ist Fortschritt nicht linear; er spielt sich nicht so ab, dass immer mehr Fragen als beantwortet abgehakt werden können. In der Philosophie gibt es aus methodischen Gründen niemals endgültige Antworten auf die ihr gestellten Fragen. Fortschritt ergibt sich aus immer größerer Differenzierung. Es geht darum zu verstehen, welche Antworten auf philosophische Fragen überhaupt möglich sind, welche Implikationen diese Antworten haben und welche Gründe für die verschiedenen Positionen ins Feld geführt werden können. Dabei darf man auch klassische Antworten nicht vernachlässigen. Denn zu verstehen, wie philosophische Fragen früher beantwortet wurden und wie für diese Antworten argumentiert wurde, erweitert ebenfalls unser Verständnis für den Raum möglicher Antworten und Positionen.D.P.: Natürlich wird nicht nur der Raum der Antworten erweitert, sondern - was ich besonders faszinierend finde - auch der Raum möglicher Fragen und Probleme. Es gibt in der Philosophie ja keine endgültig feststehende Problemliste. Wenn wir uns Autoren aus verschiedenen Traditionen zuwenden, werden wir unweigerlich mit ganz unterschiedlichen Problemstellungen konfrontiert. So hielten einige die Frage nach der sprachlichen Bezugnahme auf die Welt für ein zentrales Problem, anderen schien dies kaum erwähnenswert. Dies zwingt uns, darüber nachzudenken, was überhaupt ein philosophisches Problem ist und wie es in einem bestimmten Kontext entstehen kann. Dazu kommt noch ein weiterer Punkt: Philosophie ist keine 'freischwebende' Disziplin, sondern steht in enger Beziehung zu anderen Wissenschaften. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Tradition zeigt, wie sich dieses Beziehungsnetz stets verändert - mal stand die Theologie im Vordergrund, mal die Physik, heute vor allem die Biologie - und wie dadurch auch andere Fragestellungen und Methoden in den Mittelpunkt rückten.- Welche klassische philosophische Fragestellung ist heute (wieder) besonders aktuell?A.B.: Das Leib-Seele-Problem und die Frage, ob wir einen freien Willen haben, sind nach wie vor ebenso aktuell wie moralische Fragen im Zusammenhang mit dem Beginn und dem Ende des Lebens oder die Frage, was eine gerechte Gesellschaft ausmacht.D.P.: Es fällt mir schwer, eine einzige Fragestellung zu benennen. Die Vielfalt der gegenwärtigen Debatten zeigt, dass die meisten klassischen Problemstellungen noch aktuell sind - vom Problem der Existenz Gottes bis zur Frage nach dem guten Leben ...