Beschreibung
Das Theologische Seminar Leipzig war eine von den 'Inseln' im 'roten Meer' des von der SED beherrschten DDR-Bildungssystems, weil es von den evangelischen Landeskirchen unterhalten wurde und Inhalt und Struktur des Theologiestudiums unabhängig von staatlicher Beeinflussung gestalten konnte. Hier studierten viele, denen in der DDR Oberschule und Abitur - nicht zuletzt aus politischen Gründen - verweigert wurden. In diesem persönlich gehaltenen Erzählbuch erinnern sich ehemalige Studierende und Dozenten wie beispielsweise Christoph Dieckmann, Wolfgang Hegewald, Hans-Jörg Dost, Wilfried Engemann und Christoph Kähler an prägende Persönlichkeiten und an bemerkenswerte Umstände eines freien Studiums in unfreien Zeiten.
Autorenportrait
Wolfgang Ratzmann, Dr. theol. habil., Jahrgang 1947, Pfarrer und Theologieprofessor i. R., war neben der Professur für Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig von 1993 bis 2010 Leiter des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der VELKD. Er ist Mitglied der Wiss. Gesellschaft für Theologie und der Societas Liturgica und in verschiedenen Vereinen tätig, u. a. als Vorsitzender des Fördervereins der Theologischen Fakultät Leipzig.
Leseprobe
'Hier ereignete sich, kurz gesagt, was das Prädikat Studium verdiente, auch wenn die Dozenten keine Professorentitel tragen durften. Philosophie, die. nicht als Magd des Marxismus-Leninismus daherkam. Die Bekanntschaft mit der Philologie als einem Hochpräzisionsinstrument. Das Flanieren in den wunderbaren Labyrinthen der Hermeneutik. Aber neben allen Wissens- und Glaubensgründen, die in den theologischen Teildisziplinen vermittelt. wurden, bleibt für mich in der Rückschau die bereits erwähnte Freiheitserfahrung das wichtigste Moment meines Studiums am Theologischen Seminar. Eine Freiheit, die nie billig war.' (aus dem Beitrag des Schriftstellers Wolfgang Hegewald)