Beschreibung
Ebenso großartig wie sensibel erzählt Stifter die schwierige Liebesbeziehung der an äußeren Reizen armen Brigitta und dem sie um ihres Wesens willen liebenden Gutsherrn Stephan. Als dieser sie betrügt, gelingt es ihr, den inneren Reichtum in würdige Stärke und Tätigkeit umzusetzen - und schließlich auch die gereifte Liebe ihres Mannes zurückzugewinnen. Stifter verlegt die Lebens- und Leidensgeschichte Brigittas in die ungarische Steppe und schafft somit eine Verknüpfung des Schicksals seiner Protagonistin mit den politischen und kulturellen Geschehnissen in Ungarn. Die Novelle >Brigitta< gehört zu den am häufigsten veröffentlichten und gelesenen Texten Adalbert Stifters. Wie bei nahezu all seinen Erzählungen existiert auch hier eine Ur- oder 'Journal'-Fassung und eine Buchausgabe, in diesem Fall die sogenannte 'Studien'-Fassung. Diese Edition enthält erstmals originalgetreu beide Versionen von 1844 und 1847 in einer parallelen Textanordnung.
Autorenportrait
Adalbert Stifter kam am 23. Oktober 1805 in Oberplan, heute Horní Planá, in Südböhmen zur Welt. Nach der Gymnasialzeit im Stift Kremsmünster studierte er in Wien Jura und Naturwissenschaften. Ohne Abschluss verdiente er seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer. Bereits kurz nach dem Erscheinen seiner drei ersten Erzählungen 1839/1840 galt er als erfolgreicher Schriftsteller. Mit dem berühmten vierbändigen Erzählzyklus >Studie< erreichte er seinen literarischen Höhepunkt. 1850 wurde er Schulrat und Inspektor der oberösterreichischen Volksschulen in Linz. Hier entstanden die Novellensammlung >Bunte Steine< (1853) und die Romane >Der Nachsommer< (1857) und >Witiko< (1865-1867). Wegen einer unheilbaren Krankheit wollte sich Stifter in der Nacht vom 25. auf den 26. Januar 1868 das Leben nehmen. Er starb am 28. Januar 1868 an den Folgen des Suizidversuchs.