Beschreibung
Ein packener Kriminalroman mit Münchner Lokalkolorit Ein frostiger Wintermorgen im Englischen Garten: Als Hauptkommissar Walter Gruber am Fundort einer Leiche eintrifft, muss er entsetzt feststellen, dass es sich um seine eigene Frau handelt. Aufgrund einer fragwürdigen Zeugenaussage wird Gruber bald selbst zum Verdächtigen und beauftragt die Rechtsanwältin Clara Niklas mit seiner Verteidigung. Da sich die Polizei ganz auf Gruber festlegt, müssen er und Clara auf eigene Faust ermitteln. Sie stoßen auf Parallelen zu einem alten Fall und kommen dem Mörder immer näher so nah, dass dieser Clara als neues Opfer auserkoren hat
Autorenportrait
Veronika Rusch ist Rechtsanwältin. Nach dem Studium war sie mehrere Jahre in einer großen Münchner Wirtschaftskanzlei tätig, die auf internationales Recht spezialisiert ist. Seit drei Jahren betreibt sie zusammen mit ihrem Vater eine eigene Kanzlei in ihrem Heimatort Garmisch-Partenkirchen. Dort wohnt sie mit ihrem Mann, ihrer Tochter und einer Katze in einem alten Bauernhaus. Mit ihrem ersten Kriminalroman, »Das Gesetz der Wölfe«, begann sie die Reihe um die Rechtsanwältin Clara Niklas und feierte ein grandioses Debüt. Für ihren Kurzkrimi »Hochwasser« wurde sie mit dem Agatha Christie Krimipreis ausgezeichnet.
Leseprobe
Entsetzt starrte er den Mann an, der vor der Haust?r stand und auf den Klingelknopf dr?ckte. In der letzten Zeit hatte er ihn zunehmend aus den Augen verloren. Nicht mehr so auf ihn geachtet, wie er es h?e tun m?ssen. Blanker Hohn war es, dass er ihn hier wiedersah. Nat?rlich hier. Wo sonst? Es war so klar, so einfach. Und er hatte es nicht gesehen. Verachtung stieg in ihm auf. Wie hatte er nur so nachl?ig, so blind sein k?nnen? Er presste seine Lippen zusammen und wartete darauf, dass dem Mann ge?ffnet wurde. Als das Licht im Treppenhaus anging, zog er sich weiter in den Schatten der hohen Buche zur?ck, um nicht gesehen zu werden. Das w? das Schlimmste. Wenn sie ihn hier entdecken w?rde. Seine Finger krampften sich um das kleine P?chen, das er in den H?en hielt. Jetzt ging die T?r auf, und er konnte sie sehen. Sie hatte sich fein gemacht, trug einen schwingenden, schwarzen Rock aus leichtem Stoff, der knapp bis unter die Knie reichte, und eine tief ausgeschnittene Bluse. Schimmernde Str?mpfe, hochhackige Schuhe. F?r ihn hatte sie sich noch nie so angezogen. Nat?rlich nicht. Warum auch? Er verzog den Mund. Wie hatte er nur glauben k?nnen wie hatte er nur annehmen k?nnen Seine H?e umklammerten das P?chen immer fester, und er konnte h?ren, wie das Papier riss. Ein h?bsches Papier hatte er gekauft, mit Flugzeugen darauf. Genau das Richtige f?r einen kleinen Jungen. Er hatte ganz lange in dem Schreibwarengesch? gestanden und die vielen Bogen Geschenkpapier studiert, die dort auf den silbernen B?geln hingen. Fast nur M?hensachen: rosa, mit B?hen und Bl?mchen und M?chen und K?chen. Er hatte den Kopf gesch?ttelt. Immer und immer wieder. Nein. Das war alles nicht das Richtige. Eine Verk?erin hatte sich ihm gen?rt, und er hatte sich schnell weggedreht, damit sie ihm keine dieser Fragen stellen konnte: Was w?nschen Sie? Kann ich Ihnen helfen? Nein danke. Er konnte sich schon selber helfen. Am Ende hatte er dann das Richtige gefunden, unter Glitzerpapier mit Schafen versteckt: einen dunkelblauen Bogen festen Papiers mit Flugzeugen darauf. Keine kindischen, knuffigen Babyflieger mit Augen und einer Nase statt eines Propellers, sondern naturgetreue Doppeldecker in Rot, Gelb und Gr?n. Keine W?lkchen, keine Sterne. Nur die Flieger, fein gezeichnet, auf nachthimmelblauem Grund. Er hatte eine gr?ne Schleife dazu gekauft, aus Stoff, genau einen Zentimeter breit. F?r so etwas hatte er ein Auge. Zu Hause hatte er das Band noch einmal nachgemessen. Es stimmte genau: einen Zentimeter breit. Dann hatte er das Geschenk eingepackt. Sorgf?ig und ohne einen Streifen Tesafilm. Sie umarmten sich nicht. Ein h?fliches H?esch?tteln, ein wenig distanziert, wie er sofort bemerkte. Und er, er schien verlegen, wahrscheinlich ?erte er sich, dass er keine Blumen mitgebracht hatte, wusste nicht, wohin mit seiner linken Hand. Er konnte sehen, wie er nerv?s am Saum seiner Jacke zupfte. Trotzdem: Sie hatte sich h?bsch gemacht, hatte ihn erwartet. Sie waren verabredet. Bittere Galle stieg in ihm hoch, und er schluckte heftig. Jetzt bat sie ihn herein, mit einer offenen, einladenden Geste. Und dann, f?r einen winzigen Augenblick, ruhte ihre Hand auf seinem R?cken. Eine vertraute Geste, die ihn mitten ins Herz traf. Er senkte hastig den Blick auf seine Schuhspitzen, als habe er etwas Obsz?nes gesehen. Als er den Kopf wieder hob, war die T?r geschlossen. Es war bitterkalt in dieser Nacht. Mindestens 15 Grad unter null. Und obwohl es schon Anfang Februar war, lag nirgendwo auch nur ein St?chen Schnee. Nackt und kahl ragten die ?te der B?e in den sternenklaren Himmel. In solchen Wintern?ten begriff man erst wirklich, dass es da oben nichts anderes gab als die eisige, unendliche Leere des Weltalls. Es gab kein Himmelszelt wie in dem Schlaflied f?r Kinder, kein Dach, das sich ?ber einem w?lbte, keinen Schutz. Es gab nichts. Er sp?rte die K?e jedoch kaum. Seine Augen waren auf die beiden leuchtenden Vierecke im ersten Stock des Hauses gegen?ber geheftet, in der Hoffn