Beschreibung
Als Johannes Huck das kleine Dorf im oberbayrischen Voralpenland verläßt, um in den Krieg zu ziehen, hat er das Gefühl von Befreiung. Plötzlich hat er den Geschmack von alten Kinderträumen im Mund und den Duft von Meer und Mandelbäumen in der Nase. Endlich kann er die Enge des elterlichen Hofes und die demütigende Schande einer Schwester mit unehelichem Kind hinter sich lassen. Verbohrt und lebensfremd, wie er ist, verurteilt er, dass diese sich mit einem Fremden, schlimmer noch mit einem Kriegsgefangenen, eingelassen hat, und findet harte Worte für sie. So leichtfertig wie er mit dem Schicksal seiner Schwester umgeht, erweist er sich auch in anderer Hinsicht. Mit wilder Entschlossenheit stürzt er sich in riskante Operationen. Als er in den Süden Frankreichs verlegt wird, dorthin, wo Partisanen mit Unterstützung der Bevölkerung den deutschen Besatzern schwere Verluste beibringen, meldet er sich folgerichtig für eine heikle Mission. Als Deserteur getarnt, soll er sich den Partisanen anschließen und ihre Taktik ausspionieren. Der Plan gelingt, und Jean Huc, wie er nun heißt, findet Unterschlupf auf dem abgelegenen Hof La Granne. Dort lernt er den Bauern Almir und dessen verwitwete Schwiegertochter Jeanne kennen, und fast wider Willen kommen seine starre Haltung und seine vorgefassten Meinungen allmählich ins Wanken. Über seine Beschützer macht er indirekt auch Bekanntschaft mit den anderen Bewohner des Dorfes: Mitläufer, Verräter, Verzweifelte, Schwankende und nicht zuletzt den Sonderling Numa, der in seiner archaisch-anarchischen Lebenszugewandtheit und fast schwejkschen Naivität als einziger die Kriegswirren unbeschadet überstehen wird. Huck teilt ihre Arbeit und Sorgen, und irgendwann sind ihm Menschen und Landschaft so nahe gekommen, dass er seinen Auftrag nicht mehr ausführen kann. Doch dann wird er als Verräter enttarnt ? dass er dies schon lange nicht mehr ist, spielt im Klima des Mißtrauens und Schwarzweißdenkens der letzten Kriegsjahre keine Rolle. Der Tod kommt, als das Leben gerade erst begonnen hat. Robert Hültner erzählt vor dem Hintergrund wahrer Begebenheiten von Wünschen, die sich den Gesetzen von Krieg und Feindschaft nicht beugen, erzählt vom sanften Streicheln des Windes, vom Lachen, von einem stillen Glas Wein. Und er erzählt von den Hütern dieser köstlichen Dinge, jenen Menschen, die nur ihren eigenen Regeln folgen. Sie sind die stillen Helden dieses Buches, das eine radikale Absage an gedankenlosen Bellizismus und eine sprachgewaltige Aufforderung zu sinnenfroher, unbeirrbarer Lebendigkeit ist.