Beschreibung
"Fürwahr: Schön sind sie zu lesen, die dreizehn 'aufgeklärten Märchen', versammelt in dem Band 'Der Hüter des Misthaufens'. Der Ton ist gut getroffen, die Botschaft überwiegend freundlich, jedermann wird das seine zueil. Von drei Königssöhnen wird am Ende jener zum wahren Frucht- und Segensbringer, der den Misthaufen des Reiches geerbt hat. Im schottischen Hochmoor legt eine Elfe, im Verein mit einem umgedrehten Star-Agenten, den modernsten Abschussbunker für Atomraketen lahm. Ein Dichter besiegt auf einer Weltreise sein Unter-Ich. Ein Volk von Stiefelknechten bekommt, nach jahrelanger drückender Last der Freiheit, seinen ersehnten Tretstiefel zurück. Rotkäppchen ist ein Fratz, der den Wolf erlöst. Und so weiter. Im Schlussstück, 'Fortsetzung folgt', bringt ein Märchenerzähler, allein indem er seinen Beruf ausübt, eine verwaltete Welt zum Einsturz. Ein Lob auf die Macht des Märchens, wie sie (leider nur) in seinesgleichen vorkommt" ("Die Zeit").
Autorenportrait
wurde am 25.10.1929 in Dortmund geboren. Er studierte von 1951-58 Germanistik und Psychologie in Hamburg und schrieb ab 1953 schrieb unter Pseudonym für den 'studentenkurier' (später 'konkret') die Kolumne 'Lyrikschlachthof'. 1958-63 Verlagslektor, 1964/65 Stipendiat der Villa Massimo in Rom. 1969/70 Gastvorlesungen in den USA, 1985/86 Gastdozent an der Universität Paderborn. Freier Schriftsteller. 1979 Erich-Kästner-Preis, 1980 Bremer Literaturpreis, 1986 Arno Schmidt-Preis, 1987 documenta-Schreiber Kassel. Rühmkorf war korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR und erhielt 1988 den Heinrich-Heine-Preis (DDR). Ehrendoktor der Universität Gießen 1989. Georg-Büchner-Preis 1993. Sein erster Gedichtband "Irdisches Vergnügen in g" lässt bereits die Virtuosität seiner Wortkunst erkennen: er parodiert, persifliert vorgegebene Gedichtformen, kombiniert sogenannte Hochsprache mit Slang und saloppem Umgangsdeutsch, reißt Wörter aus dem gewöhnlichen Kontext und stellt sie in neue Zusammenhänge. Das Raffinement von Rühmkorfs Verssprache ist von keinem seiner Zeitgenossen bisher erreicht. Was die Publikationsform seiner Werke angeht, bevorzugt Rühmkorf eine Mischform: Seinen Gedichtbänden gibt er Essays bei, die fast immer das Handwerk des Dichters reflektieren. "Walther von der Vogelweide","Klopstock und ich" sowie sowie "Strömungslehre I" enthalten wechselseitig sich spiegelnde Gespräche, Briefe, Aufsätze über Dichtkunst, zumal über die Modalitäten der zeitgenössischen Schriftstellerexistenz, dazu eigene Gedichte und im ersten Band auch Gedichte Walthers von der Vogelweide in der Übertragung von Rühmkorf. - "Die Jahre die Ihr kennt" kombiniert autobiographische Reminiszenzen des Autors mit eigenen Rezensionen, politischen Pamphleten und eigenen Gedichten. Seit 1999 erscheint eine Ausgabe seiner Werke. Peter Rühmkorf verstarb am 8. Juni 2008.