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Die ungeheuere Welt, die ich im Kopfe habe

Über Franz Kafka

Erschienen am 14.09.2009
12,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570550953
Sprache: Deutsch
Umfang: 336 S., mit Abbildungen
Format (T/L/B): 2.7 x 20 x 12.5 cm
Einband: Englische Broschur

Beschreibung

Louis Begley: 'About Kafka' Kaum ein anderer deutschsprachiger Autor hat die Literatur der Moderne so stark geprägt wie Franz Kafka. Dem Leben dieses Ausnahmetalents widmet sich jetzt Louis Begley: Selbst ein jüdischer Schriftsteller mit juristischem Hintergrund, gelingt es ihm, sich intensiv, aber durchaus kritisch, in Kafkas Biographie einzudenken und dem Leser dessen oft rätselhafte Texte auf eine bisher ungekannte Weise nahezubringen.Brillante Einführung in Kafkas Leben und Werk. Ausstattung: mit Abbildungen

Autorenportrait

Louis Begley wurde 1933 als Sohn polnischer Juden in einer kleinen Stadt in der heutigen Ukraine geboren. Er entging dem Holocaust und siedelte 1947 in die USA über, wo er Jura studierte. Für sein Werk erhielt Begley zahlreiche Auszeichnungen, darunter den PEN/Ernest Hemingway Foundation Award, den American Academy of Letters Award sowie den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Leseprobe

Millionen kennen die Romane und Erzählungen Franz Kafkas - seine Bücher sind in alle Schriftsprachen übersetzt -, und noch mehr Menschen, die nie eine Zeile von ihm gelesen haben, sind trotzdem mit seinem Namen vertraut und finden es ganz natürlich, ihre verwirrenden oder frustrierenden Erfahrungen mit dem undurchschaubar komplexen modernen Leben als "kafkaesk" zu bezeichnen. Kafka selbst gab nur wenige seiner Werke zur Veröffentlichung frei. Dazu gehörten die Erzählungen Die Verwandlung und In der Strafkolonie, die ihm, jede für sich genommen, schon einen hohen Rang im Pantheon der Literatur verschafft hätten, außerdem eine Handvoll anderer ebenso gelungener Texte, zum Beispiel Das Urteil, Ein Landarzt, Ein Bericht für eine Akademie, Ein Hungerkünstler und Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse, die letzte von ihm verfaßte Erzählung. Diese Werke sicherten ihm die Bewunderung von Schriftstellern und Kritikern in Prag, Berlin und Wien, die ihn als einen Meister moderner deutscher Prosa anerkannten; schon zu Kafkas Lebzeiten wurde sein Werk in Anthologien aufgenommen und in tschechischen, ungarischen und schwedischen Übersetzungen publiziert. Mit Sicherheit hätte es nach seinem Tod nicht solche Weltberühmtheit ohne die unermüdlichen Anstrengungen Max Brods erlangt, seines engsten Freundes und ersten Biographen, der für die postume Veröffentlichung seiner Romane und Erzählungen sorgte. Kafka hinterließ kein Testament, aber unmittelbar nach dem Tod des Freundes fand Brod in dessen Schreibtisch in der Wohnung der Eltern einen Brief mit einer "letzten Bitte": Brod solle alles, was sich im Nachlaß finde - Tagebücher, Manuskripte, Briefe (fremde und eigene) und Gezeichnetes (Kafka konnte sehr gut zeichnen) -, restlos und ungelesen verbrennen, ebenso alles von seiner Hand, was andere in Besitz hätten. Diese "anderen" solle Brod "in [s]einem Namen darum bitten", ihm die Manuskripte auszuhändigen. Weiter heißt es: "Briefe, die man Dir nicht übergeben will, soll man wenigstens selbst zu verbrennen sich verpflichten." In einem älteren Brief, den Brod ebenfalls im Schreibtisch des Freundes fand, legte Kafka fest: Von allem was ich geschrieben habe gelten nur die Bücher: Urteil, Heizer, Verwandlung, Strafkolonie, Landarzt und die Erzählung: Hungerkünstler. (Die paar Exemplare der "Betrachtung" mögen bleiben, ich will niemandem die Mühe des Einstampfens machen, aber neu gedruckt darf nichts daraus werden). Brod entschied sich, Kafkas Verfügungen nicht auszuführen; als einen Hauptgrund dafür gab er an, daß er Kafka 1921 in einem Gespräch erklärt habe, er werde die Schriften nicht vernichten, falls sein Freund ihm tatsächlich so etwas zumuten würde. Daß Kafka daraufhin keinen anderen Testamentsvollstrecker bestimmt habe, der ihm zugesichert hätte, seine Bitte zu erfüllen, könne man - so Brod - als einen Hinweis verstehen, daß dem Freund "seine eigene Verfügung [kein] unbedingter und letzter Ernst" war. Der zwingende und entscheidende Grund war aber wohl Brods Einschätzung, "daß der Nachlaß Kafkas die wundervollsten Schätze, auch an seinem eigenen Werk gemessen, enthält". Auch wenn man noch so fest davon überzeugt ist, daß allein der Autor das Recht hat, zu entscheiden, welche seiner Werke erscheinen und welche nie ans Licht kommen sollen, muß man dankbar sein, daß Kafkas Romane und späte Erzählungen erhalten geblieben sind. Die Klausel in Kafkas zweitem sogenannten Testamentzettel, die Brod dazu autorisierte, Manuskripte und Briefe im Besitz anderer zurückzufordern, war, wie sich zeigte, von entscheidender Bedeutung. Brod besaß seit 1920 beziehungsweise 1923 die Manuskripte der Romane Der Proceß und Das Schloß. Er benutzte die zweite Verfügung als Druckmittel, um sich von Kafkas Eltern persönliche Papiere ihres Sohnes, die noch in seinem Zimmer lagerten, aushändigen zu lassen, unter anderem den 1919 geschriebenen, ungewöhnlich umfangreichen (in der Handschrift ungefähr hundert Seiten langen) Brief an den Vater. Dora Diamant (189

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