Beschreibung
Leben und Schicksal des Verlegers Gottfried Bermann Fischer sind in jeder Hinsicht exemplarisch; sein Blick zurück umspannt fast hundert Jahre deutscher Geschichte. Abgeklärt und leidenschaftlich zugleich erzählt er in Geschichten, Anekdoten und Reflexionen von der geborgenen Kindheit in einer bürgerlichen, jüdischen Familie, von den Schrecken in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs, von nationalistischen und antisemitischen Exzessen in der Zeit der Weimarer Republik, als er, der Schwiegersohn S. Fischers, in den berühmten Verlag eintrat, von Exil, Flucht und wiederholtem Neubeginn, vom Festhalten an den moralischen und literarischen Idealen einer zäh verteidigten Humanität. Ein abenteuerliches, reiches Leben mit Büchern und Autoren wird noch einmal beschworen.
Autorenportrait
Gottfried Bermann Fischer wird am 31. Juli 1897 im oberschlesischen Gleiwitz als Gottfried Bermann geboren. Nachdem er 1915 als Freiwilliger in den Krieg gezogen ist, nimmt er nach seiner Rückkehr das Studium der Medizin auf. Nach seiner Promotion verschlägt es ihn als Assistenzarzt nach Berlin. Er lernt er dort über das gemeinsame Musizieren Brigitte Fischer kennen. Nach ihrer Verlobung überzeugt Samuel Fischer, der nach dem Tod seines Sohnes Gerhart 1913 einen Nachfolger für sein Unternehmen sucht, Gottfried Bermann, den medizinischen Beruf aufzugeben und in den Verlag einzutreten, was dieser im Herbst 1925 auch tut. Im Jahr darauf folgt die Hochzeit, und Gottfried Bermann fügt den Familiennamen seiner Frau dem seinen an. 1928 wird er Geschäftsführer des S. Fischer Verlags. Der Versuch, den Verlagsbetrieb auch in der NS-Zeit in Deutschland fortzusetzen, scheitert an der immer stärkeren antisemitischen Repression - es folgt die Emigration 1936, zunächst nach Wien, dann, nach dem 'Anschluss' Österreichs, nach Stockholm, schließlich in New York - stets unter schwierigsten Bedingungen Verlage gründend und betreibend. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrt er nach Europa zurück, leitet aber aufgrund der komplizierten und instabilen Rechtsverhältnisse den Verlag zunächst von Stockholm, dann von Amsterdam aus, bis es 1950 (nach der endgültigen Trennung von Peter Suhrkamp) zur Ansiedlung des S. Fischer Verlags in Frankfurt am Main kommt. Ab 1963 ziehen sich Brigitte und Gottfried Bermann Fischer aus der aktiven Verlagstätigkeit zurück und übersiedeln in die Toskana. Die Besitzanteile des Verlags werden schrittweise an Georg von Holtzbrinck verkauft. Gottfried Bermann Fischer stirbt am 17. September 1995. Bermann Fischer, Gottfried: Bedroht, bewahrt, Frankfurt a. M. 2001 Bermann Fischer, Gottfried: Wanderer durch ein Jahrhundert, Frankfurt a. M. 1994 Stach, Reiner (Hrsg.): Gottfried Bermann Fischer, Brigitte Bermann Fischer. Briefwechsel mit Autoren, Frankfurt a. M. 1990 Mendelssohn, Peter de (Hrsg.): Thomas Mann. Briefwechsel mit seinem Verleger Gottfried Bermann Fischer 1932-1955, Frankfurt a. M. 1975 Nawrocka, Irene (Hrsg.): Carl Zuckmayer, Gottfried Bermann Fischer. Briefwechsel [Band 1: Briefe 1935-1977; Band 2: Kommentar], Frankfurt a. M. 2007