Beschreibung
Der jüdische Sportklub Hakoah wurde 1909 in Wien gegründet - als Signal eines steigenden national-jüdischen Selbstbewusstseins, zionistischer Politisierung von sportlicher Betätigung sowie als Reaktion auf den gesellschaftspolitisch akzeptierten Antisemitismus des beginnenden 20. Jahrhunderts. In der Zeit des aufkommenden Sportbooms entwickelte sich die Hakoah zu einem der mitgliederstärksten Vereine Österreichs, der besonders in der Zwischenkriegszeit national und international erfolgreiche SpitzensportlerInnen stellte. Darüber hinaus avancierte sie auch zum gesellschaftlichen und identitätsstiftenden Zentrum für viele Wiener Jüdinnen und Juden. Durch die Auslöschung des Vereins und die Verfolgung und Vertreibung seiner Mitglieder nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 fand diese Erfolgsgeschichte ein jähes Ende. Nach dieser gewaltsamen Zerstörung der Infra- und Mitgliederstruktur in der Zeit des Nationalsozialismus konstituierte sich der Verein in der Zweiten Republik neu und ist nun, knapp 100 Jahre nach seiner Gründung, mit dem neuen Sportzentrum im Wiener Prater an seine frühere Wirkungsstätte zurückgekehrt. Der wechselvollen und komplexen 100-jährigen Geschichte und Funktion des jüdischen Wiener Traditionsvereins wird in diesem Band durch ein interdisziplinär zusammengesetztes AutorInnenteam Rechnung getragen. Neben einer umfassenden historischen Quellenarbeit zu teilweise bislang unberücksichtigten Beständen werden die historische Entwicklung des Sportvereins Hakoah und seine soziale wie kulturelle Bedeutung - nicht nur für die jüdische Bevölkerung Österreichs - in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowohl aus soziologischer und historischer als auch aus politikwissenschaftlicher Perspektive bearbeitet.
Autorenportrait
Susanne Helene Betz, Mag.a, geb. 1975, ist Historikerin und angehende Sozialwissenschaftlerin. Sie studierte Geschichte, Archäologie, Soziologie und Politikwissenschaften an der Universität Wien, der University of Ottawa, der University of Sydney und der Université de Paris 1, Panthéon-Sorbonne. Forschungsschwerpunkte: frühe Neuzeit und österreichische Zeitgeschichte Monika Löscher, Mag.a, Dr.in, geb. 1975, Historikerin in Wien. Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Eugenik sowie Provenienzforschung Pia Schölnberger, Mag.a, geb. 1982; Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Wien, Forschungsschwerpunkte NS-Medizinverbrechen und Austrofaschismus, derzeit Projektmitarbeiterin an der Universität Wien, Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte