Beschreibung
Stimmung ist eine höchst vielstimmige Errungenschaft der Aufklärung. Das 19. Jahrhundert hat sie weitgehend verschüttet. In diesem Band wird sie reaktualisiert.
Die Spannung zwischen musikalischer Stimmung und Vielstimmigkeit trifft ins Herz der Aufklärung und ist angesichts der dichten globalen Vernetzung der heutigen Welt aktueller denn je. Müssen die einzelnen Individuen wie die Instrumente im Orchester aufeinander abgestimmt werden? Und wie können sich die einzelnen Stimmen dennoch individuell artikulieren und wahrgenommen werden? Im vorliegenden Band erkunden Musik-, Literatur- und KulturwissenschaftlerInnen verschiedene Positionen des 18. Jahrhunderts und deren Bedeutung für unsere Zeit.
Zunächst werden im breiten Feld der Musikpraxis und Musiktheorie, aber auch der Literatur die spezifischen Stimmungsdiskurse und "Temperaturen" der Aufklärung untersucht. Im zweiten Teil rücken die Übertragungen von der Musik auf die Physiologie in den Fokus: Nicht einfach der Mensch, sondern der Mensch als resonierendes Instrument wird zunehmend Gegenstand der aufklärerischen Diskussion. Im dritten Teil erweist sich die Leitkunst der Musik als wegweisend für eine gleichzeitig harmonikal simultane wie für eine sukzessiv melodiebasierte Wissensordnung in den ästhetischen Disziplinen. Schließlich stellen Aktualisierungen den Anschluss an das zeitgenössische Kunstschaffen exemplarisch her, um aufzuzeigen, wie sehr die Paradigmen der Aufklärung auch heute noch von Relevanz sind.
Autorenportrait
Silvan Moosmüller, geb. 1987, studierte Deutsche Philologie und Musikwissenschaft in Basel. Derzeit ist er Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen der
SNF-Förderprofessur von Boris Previsic.
Boris Previsic, geb. 1972, hat eine SNF-Förderprofessur der Literatur- und Kulturwissenschaft inne und ist Leiter des daran angeschlossenen Forschungsprojekts "Polyphonie und Stimmung. Musikalische Paradigmen in Literatur und Kultur". Er ist ausgebildeter Konzertflötist mit Spezialisierung in zeitgenössischer und historischer Aufführungspraxis.
Laure Spaltenstein, geb. 1986, studierte Musikwissenschaft und Lateinische Philologie in Basel und Berlin und ist derzeit Forschungsmitarbeiterin im Rahmen der SNF-Förderprofessur von Boris Previsic.
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