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Che. Der Traum des Guerillero

Roman

Erschienen am 20.02.2017
Auch erhältlich als:
16,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783862824885
Sprache: Deutsch
Umfang: 524 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 21 x 14 cm
Einband: kartoniertes Buch

Leseprobe

3 Doch jung zu sein, das war der Himmel selbst Es begann an einem heißen Sommertag. Auf dem Rugbyfeld des Lyzeums Funes in Córdoba lernte ich Ernesto Guevara de la Serna kennen. Er war ein schmächtiger junger Mann und durch seinen Körperbau eigentlich nicht für Rugby geeignet. Doch er warf sich mit dem Mut eines Löwen in das Kampfgetümmel und steckte dabei einiges ein, was ihn aber nicht davon abhielt, sich den Ball zu erkämpfen und auf das gegnerische Tor zuzulaufen. Plötzlich knickte er ein, verlor dabei den Ball und rannte an den Spielfeldrand, ließ sich ein Atemgerät geben und inhalierte zitternd mit tiefen Zügen. Die Spieler seiner Mannschaft machten deswegen kein großes Aufheben. Sie schienen dies von ihm gewohnt zu sein. 'Was hat er nur?', fragte ich Tomaso, mit dem ich befreundet war und der mich dazu eingeladen hatte, mir das Rugbyspiel gegen das vornehme Gymnasium Moserrate anzusehen. 'Er hat einen Asthmaanfall.' 'Dann sucht er sich ausgerechnet Rugby als Sport aus?' 'So ist Ernesto nun einmal! Er will stets das Unmögliche und meistens schafft er es sogar. Er sagt immer, dass alles eine Willenssache sei.' Ich war von dem jungen Mann sofort fasziniert. Er lief wieder aufs Spielfeld und warf sich ins Getümmel, als ginge es um sein Leben. So jemanden wollte ich zum Freund haben, nahm ich mir vor. 'Erzähl mir von ihm', bat ich Tomaso. 'Die Familie ist ziemlich vornehm. Einst war sie bedeutend. Generäle und Vizekönige gehören zu ihren Vorfahren. Ernestos Vater ist jedoch ein Lebemann und Frauenheld. Seine Mutter hält die Familie zusammen. Sie sind deswegen arm, weil sein Vater mit seinen Unternehmungen ständig pleitegeht. Aber die Mutter hat etwas von einer Fürstin und Kinder lieben sie, weil sie wundervolle Geschichten zu erzählen weiß. Doch im Haus sieht es stets aus, als wäre der Krieg ausgebrochen. Ein unvorstellbares Chaos. Ernestito ist ihr Liebling, vielleicht weil er asthmakrank ist. Da er ziemlich verhätschelt wurde, ist er auch sehr faul. Doch irgendwie schaffte er es bisher immer, versetzt zu werden. Er ist meistens viel zu beschäftigt zum Lernen.' 'Was hat er denn so viel zu tun?' 'Ich kenne niemanden, der so viel liest wie er. Außerdem bessert er mit seinen Nebentätigkeiten die Kasse der Familie auf. Er ist ein sehr beliebter Caddy im Golfclub. Wegen seiner Liebenswürdigkeit bekommt er das meiste Trinkgeld aller Caddys, die darüber natürlich nicht sehr erfreut sind.' Nach dem Spiel kam Ernesto zu uns. Tomaso und Ernesto begrüßten sich, indem sie die Fäuste gegeneinander schlugen. 'Was läuft?', fragte Ernesto keuchend. Er schien immer noch unter dem Anfall zu leiden. Tomaso stellte mich vor und Ernesto musterte mich mit einem durchdringenden Blick. 'Von deiner Figur her wärst du ein guter Quarterback.' 'Mich interessiert Rugby nicht.' 'Treibst du keinen Sport?' An seinem Ton war zu erkennen, dass mich das in seinen Augen zu keiner lohnenswerten Bekanntschaft machte. 'Oh doch. Ich bin ein passabler Tausendmeterläufer. Außerdem bin ich im Jiu Jitsu Club. Ich trainiere für den Schwarzen Gürtel.' Ich merkte, dass ihm das mit dem Jiu Jitsu gefiel. 'Welche Schule besuchst du?' Ich sagte es ihm. Er war in derselben Schule, aber in einer Parallelklasse. Wir waren erst vor Kurzem aus Frankreich nach Argentinien emigriert. 'Mein Vater will sich hier eine Existenz aufbauen. Er plant nebst Studio ein Geschäft für Fotoapparate und Zubehör zu eröffnen.' 'Ihr seid Juden?' 'Das sind wir, obwohl ich das erst weiß, seit wir aus Deutschland nach Frankreich fliehen mussten. Und als die Deutschen nach Frankreich kamen, ging es weiter nach Portugal. Wir sind ganz schön herumgekommen. Jetzt wollen wir Argentinier werden.' 'Kann mich dein Vater unterrichten, wie man gute Fotos macht?' 'Könnte er, aber er hat viel um die Ohren. Ich werde dir das zeigen. Wir hatten in Berlin eine Fotoagentur in der Friedrichstraße. Ich habe den besten Fotografen Deutschlands über die Schulter gesehen.' 'Na prima. Brauchst d