Beschreibung
Langeweile, Sinn- und Liebesverlust sind die Symptome der Eurokokke. Ein mit aufwühlender Direktheit erzählter Roman aus dem Jahr 1927, der auch heute noch Symbolkraft hat. Yvan Goll gehört mit dem 1927 erstmals publizierten Roman 'Die Eurokokke' zu den Untergangsvisionären des zwanzigsten Jahrhunderts, die mit Kultur- und Zivilisationskritik die Zerstörung der traditionellen bürgerlichen Kultur bloßstellen. Die Brüchigkeit der europäischen Kultur zeigt sich nicht zuletzt in der Vereinsamung des Menschen in der Großstadt, in der wogenden Menschenflut der Pariser Grands Boulevards. In kurzen, episodenhaften Begegnungen des Ich-Erzählers stellt Goll die Heimatlosigkeit des Menschen dar. Keine Lösung, aber zumindest Aufklärung über die Ursache des depressiven, lethargischen Zustands der Menschen bringt das scheinbar zufällige Aufeinandertreffen des Protagonisten mit einem amerikanischen Chemie-Professor aus Philadelphia. Dieser diagnostiziert folgendes: Es ist höchstwahrscheinlich anzunehmen, daß auch Sie nach dem Beispiel der Steine, der alten Bücher und der Esel innerlich vollkommen ausgeleert sind. Sicher haben auch Sie keine Leber, kein Herz, keine Seele mehr. Das heißt, auf Ihr Menschentum übertragen: Sie haben keinen Ehrgeiz, keinen Glauben und keine Liebe mehr. Nicht wahr, Sie haben auch kein Pflichtgefühl mehr, keine Ehrfurcht vor den Eltern und Gott, keinen Respekt, keine Vernunft, keine Zucht und kein Ziel? Sie haben die Krankheit der Leere, auch Langeweile genannt, Sie haben die Eurokokke. Sie sind zu allem fähig, intelligenter weiser junger Mann, zum Selbstmord wie zum Mord.