Beschreibung
Gibt es Regeln des Findens? In der Wissenschaftstheorie scheiden sich in diesem Punkt die Geister: vor allem kritische Rationalisten betrachten den context of discovery in erster Linie als ein Feld genialer, kreativer Einfälle, das allenfalls Thema einer Psychologie sein kann, für die Frage der logischen Rechtfertigung jedoch keine Rolle spielt. Dagegen werden in diesem Buch Bausteine einer rationalen Heuristik in der vormodernen Logik bei J. H. Lambert, J. F. Fries und B. Bolzano aufgewiesen. Die Problemgeschichte der logischen Methodenlehre zeigt, 1. dass die Lehre vom Finden (Heuristik) es nicht mit endgültiger Rechtfertigung, sondern mit begründeter Zustimmung unter Vorbehalt zu tun hat, 2. dass sich im Bereich begründeter Vermutungen nicht trennscharf zwischen Genese und Geltung der Erkenntnis unterscheiden lässt, 3. dass am Leitfaden einer Unterscheidung zwischen verschiedenen Folgerungstypen in Logik, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Rhetorik Regeln des Findens bestimmt werden können, 4. dass für begründete Vermutungen nicht dieselbe behauptende Kraft verlangt werden darf, die logisch gerechtfertigte Aussagen aufweisen.
Autorenportrait
Temilo van Zantwijk, geb. 1966, von 1985 bis1989 Studium Duitse Taal- en Letterkunde in Utrecht, von 1990 bis 1994 Philosophie in Essen, 1994 bis 1997 Stipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung. 1998 Promotion an der Universität Essen. 1998-2004 Mitarbeiter im SFB 482 'Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800' an der Universität Jena. Seit 2004 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Philosophie in Jena und Leiter des Teilprojekts 'Heuristik im Spannungsfeld von Wissenschaft und Poesie' im SFB 482. Habilitation 2008. Forschungsschwerpunkte: Deutscher Idealismus, Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Geschichte der Anthropologie in Philosophie, Psychologie und Medizin