Beschreibung
Authentizität ist das Schlagwort der Stunde, die Sehnsucht der Gegenwart. Politiker sollen authentisch auftreten. Romane erzählen ungefiltert vom wahren Leben. Und im Dasein des Individuums verspricht Authentizität unverfälschtes Glück. Aber was ist der Preis? Erik Schilling beschreibt glänzend und pointiert, wie sich der Authentizitätskult in unserer Gesellschaft entwickelt hat und wieso er umschlägt in einen Verlust von Pluralität, Toleranz und Freiheit.
Das Streben nach Authentizität hat die Gegenwart erfasst. Wonach wir uns dabei sehnen, sind Wahrheit, Eindeutigkeit, Übersichtlichkeit und Kontrolle. Doch die Schattenseiten bleiben meistens unbemerkt. Wollen wir unsere Chefinnen und Minister wirklich unverstellt erleben oder nicht lieber professionell? Wenn wir immerzu nach unserem wahren Ich suchen, wo bleibt dann die Lust an der Veränderung und den Ambivalenzen des Lebens? Und wem wollen wir die Deutungshoheit darüber geben, was authentisch deutsch sei? Erik Schilling geht dem Aufstieg des Authentizitätskults in Gesellschaft und Kultur nach und zeigt, dass seine Dominanz nicht nur zu langweiliger Kunst, laienhaften Politikern und unglücklichen Menschen führt, sondern auch zu Intoleranz und Spaltung. Indem er der Sehnsucht nach Authentizität auch philosophisch den Boden entzieht, plädiert er für ein freieres Verhältnis zu den Widersprüchen, mit denen die Welt und wir alle behaftet sind.
Autorenportrait
Erik Schilling lehrt Neuere deutsche Literatur und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er hat in München, Pavia, Salamanca und Stanford studiert und in Harvard und Oxford geforscht. 2020 wurde er mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis der DFG ausgezeichnet.
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