Beschreibung
Eltern sind für den Schulerfolg viel wichtiger als Lehrer. Nur wenige Schüler haben gar keine Probleme mit Noten und Hausaufgaben. Neueste Studien belegen, dass die Eltern für den Lern- und Schulerfolg viel wichtiger sind als Lehrer oder die besonderen Umstände an einer Schule. Eltern prägen entscheidend Motivation und Lernverhalten ihrer Kinder. Der Schul und Erziehungsberater Christoph Eichhorn leitet Eltern an, wie sie ihren Kindern sinnvoll helfen können. Er zeigt ihnen, welche Bedeutung ihre eigene Haltung zu Schule und Lernen für ihr Kind hat, warum eine gute Lern und Arbeitshaltung so wichtig ist und wie Eltern sie fördern, wie Eltern ihrem Kind bei schlechten Noten nachhaltig helfen, was sie tun können, damit ihr Kind weitgehend selbständig und selbstreguliert lernt und wie sie vermeiden, dass aus Schulproblemen Familienprobleme werden
Autorenportrait
Christoph Eichhorn ist Diplom-Psychologe und arbeitet am Schulpsychlogischen Dienst Graubünden mit dem Schwerpunkt Classroom-Management. Er berät zu diesem Thema Lehrpersonen und Schulen und gibt dazu Vorträge und Workshops. Er ist Lehrbeauftragter für Classroom-Management an den Universitäten Zürich, Tübingen und Konstanz sowie an der PH Weingarten (Deutschland) und der PH Vorarlberg (Österreich). Christoph Eichhorn ist Referent an den Schulleiter-Kongressen in Österreich und Deutschland, sowie am World-Educational-Leadership-Forum-Swiss. Er gab einen 2 tägigen Workshop bei 'FACE: Freiburg Advanced Center of Education: Ein Kooperationsnetzwerk der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg'. Im Sommer 2019 hat er einen Lehrauftrag für Classroom-Management an der Universität Tübingen im Masterstudiengang Schulpsychologie übernommen. Er arbeitet als Fachexperte für die Schul-Verwaltung Österreich für das Themenheft 'Classroom-Management' (Mai 2021), die sich an Schulleiter wendet.
Leseprobe
Einleitung Schneiders winkten resigniert ab: 'Auf die schulische Entwicklung von Julian haben wir doch keinen Einfluss. Das hängt doch alles vom Lehrer ab.' Meinten sie. In Wirklichkeit ist es genau umgekehrt. Im Oktober 2009 präsentierte Martin Neuenschwander die Ergebnisse seiner Aufsehen erregenden Langzeitstudie. Der Einfluss der Eltern auf die Schulleistungen ihres Kindes ist enorm: x Die Leistungen der Kinder in Deutsch und Mathematik werden zu 30 bis 50 Prozent durch die Erwartungen und Verhaltensweisen der Eltern bestimmt x Die Art, wie Lehrpersonen unterrichten, erklärt hingegen gerade einmal 5 bis 15 Prozent der Schülerleistungen x Die Erwartungen der Eltern beeinflussen auch die Notengebung. Bei gleicher Leistung geben die Lehrkräfte einem Kind von Eltern mit hohen Bildungserwartungen die besseren Noten x Die Erwartungen der Eltern tragen sogar wesentlich dazu bei, ob ein Schüler eine Lehre macht oder das Gymnasium besucht. Martin Textor arbeitet am Staatsinstitut für Früherziehung in München und ist einer der anerkanntesten deutschsprachigen Bildungsexperten. Er fasst die Studien über den elterlichen Einfluss auf die Schulleistung wie folgt zusammen: 'Alle diese Untersuchungen verdeutlichen die große Bedeutung der Familie für das Kind. Offensichtlich ist, dass in der Familie extrem viel gelernt wird, vor allem () Lernmotivation, Neugier, Leistungsbereitschaft, Interessen, Werte, Selbstkontrolle, Selbstbewusstsein, soziale Fertigkeiten.' (2009) Und die Bildungsforschung konnte klar belegen, dass genau diese Faktoren ausschlaggebend für den Lernerfolg sind. Vielleicht zweifeln Sie immer noch daran, dass Sie als Eltern einen so großen Einfluss auf die schulische Entwicklung Ihres Kindes haben sollen? Dann ist das kein Wunder. Denn all diese Studien wurden in der Laienpresse nie so aufgegriffen, wie sie das eigentlich verdient hätten. Aber natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Belege für den großen elterlichen Einfluss auf die Schulleistung der Kinder. Und zwar bereits aus dem Jahr 1966! Damals erschien der in der Fachpresse enormes Aufsehen erregende Coleman-Report. Die Studie stützt sich auf ein schier unglaublich breites Datenmaterial. Es wurden über 600000 (in Worten sechshunderttausend) amerikanische Schüler der Primar- und Sekundarstufe untersucht. Die Autorengruppe um James Coleman kam zu dem Ergebnis, dass Schulen nur einen geringen oder gar sehr geringen Einfluss auf den Schulerfolg von Schülern haben. Und das Fazit der größten Langzeitstudie der USA (NICHD Studie I und II - US National Institute of Child Health and Development, 2003) zur Bedeutung frühkindlicher Betreuung für die Entwicklung des Kindes lautet: Die Qualität des familiären Umfeldes beeinflusst die Entwicklung des Kindes am stärksten. Und zwar in der sozialen und schulischen Entwicklung wie Lesen, Mathematik, soziale Kompetenz, Konfliktverhalten, sozialemotionale Entwicklung und Arbeitshaltung. Als Eltern haben Sie einen fundamentalen Einfluss auf den Lernerfolg und die Schulleistung Ihres Kindes. Dieses Buch zeigt Ihnen, x wie Sie mit Ihrer Haltung das Lernen Ihres Kind positiv beeinflussen x wie Sie bereits im Vorfeld des Lernens die Weichen für einen guten Lernerfolg stellen x wie Sie Ihr Kind in schwierigen Lernsituationen am besten coachen x warum eine gute Lern- und Arbeitshaltung so wichtig ist und wie Sie diese fördern x wie Sie Ihrem Kind bei schlechten Noten Halt geben x wie Sie die wichtigsten Faktoren für erfolgreiches Lernen nachhaltig verstärken x und wie Sie vermeiden, dass aus Schulproblemen Familienprobleme werden. Zu diesen Themen finden Sie zahlreiche Vorschläge und Anregungen. Diese können und sollen Sie gar nicht alle sofort umsetzen. Wählen Sie einfach diejenigen aus, die zu Ihnen und Ihrem Kind am besten passen. Sie werden positiv überrascht sein, wie komplex, aber auch wie spannend anscheinend so trockene Themen wie Hausaufgaben und Lernen in Zukunft für Sie sein werden. Natürlich kann dieses Buch nicht alles. Es kann nicht aus jedem Kind einen Musterschüler machen, der überwiegend gute Noten schreibt, gerne lernt, die Schule interessant findet und begeistert von seinen Lehrern ist. Lern-, Hausaufgaben-, Noten- und Schulprobleme können hartnäckig sein. Das ist nicht Ihre Schuld. Diese Probleme sind auch nicht durch schnelle Tricks einfach zu lösen. Die Anregungen dieses Buches haben aber den meisten Eltern dabei geholfen, ihr Kind in der Schule besser zu unterstützen. Es ist mir ein Anliegen, all denen zu danken, die durch ihre Fragen und Anregungen zu diesem Buch beigetragen haben, besonders Frau Diplom-Psychologin Ines Böhler für ihre wertvolle Hilfe und Herrn Alfred Vanselow, der als Korrektor die Entstehung des Manuskripts sorgfältig begleitet hat. Kapitel 1 Warum lernen und Hausaufgaben machen, wenn die Schule Schwachsinn ist? Als ich den Jugendfreund, der wusste, dass ich als Schulpsychologe arbeite, nach vielen Jahren zufällig einmal wieder treffe, platzt der sofort heraus: 'Die Schule wird immer schlimmer. Was die Lehrer heute für Aufgaben geben - der reinste Schwachsinn.' Sein elfjähriger Sohn, offensichtlich das unschuldige Opfer schulischen 'Schwachsinns', steht daneben. Weil ich nicht will, dass der Junge weitere negative Aussagen seines Vaters über die Schule und seine Lehrer anhören muss, frage ich meinen Bekannten: 'Und wie sieht das deine Frau?' In der Hoffnung, dass diese vielleicht die Dinge in anderem Licht sehen könnte. Die Antwort kommt prompt: 'Natürlich gleich wie ich!' Da bin ich erst mal sprachlos. Das nutzt mein Bekannter, um mir sofort im Detail zu erklären, wie seine Ansicht zustande gekommen ist. Die ganze Zeit steht sein Sohn neben uns. Auch wenn er nicht aufmerksam zuzuhören scheint: Die Botschaft seines Vaters bekommt er genau mit. Stellen Sie sich vor, Sie besuchen einen Buchhaltungskurs, der Sie in Ihrem Beruf weiterbringen soll. Da die Kurse abends stattfinden und Sie in Teilzeit berufstätig sind, waren Sie schon ein paarmal knapp davor, aufzugeben. Eines Abends schaut sich Ihr Partner, der selbst auf diesem Gebiet arbeitet, Ihre Unterlagen durch und erklärt: 'Das ist doch völlig unwichtig, was du da lernst. Was haben die für einen idiotischen Lehrplan?' Würde Sie das motivieren, weiter durchzuhalten? Szenen wie die mit meinem Bekannten spielen sich in Deutschland hunderttausend Mal pro Tag ab. Mütter und Väter sprechen mit ihren Partnern oder mit anderen Müttern und Vätern über die aus ihrer Sicht unmöglichen Verhältnisse in der Schule, die Unfähigkeit der Lehrer, den 'Schwachsinn' mit den Hausaufgaben. Die Kinder sitzen dabei und hören zu. Kinder haben feinste Antennen für Ihre Stimmungen und Haltungen. Unbewusst saugen sie Ihre Einstellung auf und machen sie zu ihrer eigenen. Eine negative Haltung gegenüber Schule, Lernen und Lehrer entsteht. Das Ergebnis: Ungewollt schwächen täglich Tausende von Eltern mit unüberlegten Aussagen die Lern- und Arbeitshaltung ihrer Kinder. Sie sind Vorbild für Ihr Kind. Ihre Haltung zu Schule und Lernen strahlt auf Ihr Kind aus. Soll das bedeuten, dass man als Eltern keine Kritik mehr an der Schule äußern darf? Natürlich nicht. Aber nicht vor dem Kind. Und vor allem nicht in einer Form, die Lernen und Schule abwertet. Selbst wenn Sie manchmal an Schule, Hausaufgaben oder Lernen verzweifeln möchten, stimmen Sie nicht in die Klagen Ihres Kindes ein. Zeigen Sie ihm hingegen, wie es die anstehenden Herausforderungen erfolgreich überwindet. Wie Sie dabei vorgehen, erfahren Sie in diesem Buch. 1 Ist Ihr Kind stolz darauf, dass es in die Schule darf? Von einem Schulhaus kann bei diesem Gebäude nicht die Rede sein. Es ist eine alte Lehmhütte, in der sich lediglich Stühle, Tisch und eine Tafel befinden. Einfacher als einfach. Es gibt nur zwei Klassen. Für die älteren Schüler die obere und für die jüngeren die untere. Ein Lehrer unterrichtet alle Schüler. Damit hat es sich. Keine weitere Infrastruktur. Keine C... Leseprobe
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Eltern sind für den Schulerfolg viel wichtiger als Lehrer.